Transkript Alumna Britta Scharfetter
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Was wurde aus...?". Und ich habe heute eine Gesprächspartnerin, die in Flensburg sitzt. Das heißt, ich sitz hier in Hamburg, die Gesprächspartnerin sitzt in Flensburg. Wenn es dann möglicherweise in der Audioqualität ein bisschen schlechter ist, als Sie das normalerweise kennen, dann wundern Sie sich bitte nicht. Das nur einfach vorab. Wir punkten hier durch Inhalt. Herzlich willkommen. Schön, dass Sie da sind. Stellen Sie sich am besten einmal selber vor.
(Britta Scharfetter) Ja, ich darf auch erst mal vielen Dank sagen, dass ich hier teilnehmen darf. Ja, mein Name ist Britta Scharfetter. Ich bin neunundvierzig Jahre alt, komme aus Flensburg. Von meiner Ausbildung: Ich habe eine ganz normale Handwerksausbildung gemacht. Dann habe ich meinen Meister gemacht, danach den Betriebswirt und habe dann etliche Stationen in der Berufswelt durchlaufen. Bis vor fünf Jahren war ich noch in Hamburg beschäftigt für vierzehn Jahre im Qualitätsmanagement und bin jetzt in Flensburg angestellt. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Das ist doch wunderbar. Was muss man so über Sie wissen? Was genau haben Sie an der HFH studiert?
(Britta Scharfetter) Ich habe erst lange, lange überlegt, ob ich es machen soll oder nicht. Dann habe ich geguckt, was möchte ich denn studieren? Wo sind denn überhaupt meine Interessen oder meine Vorzüge? Was kann ich schaffen? 2019 habe ich mir dann das Studium vom Wirtschaftsingenieurwesen angeschaut und habe mich dann da eingeschrieben.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und das ist jetzt ja, sag ich mal, vielleicht nicht so unbedingt was ganz Klassisches. Wie sind Sie draufgekommen?
(Britta Scharfetter) Ich bin so ein bisschen so ein Zwiegespalt. Einmal mehr Wirtschaft und einmal auch ein bisschen Technik, und ich bin so dazwischen. Und dann sprach mich halt dieses Studium an, weil das deckt ja eine gewisse Tendenz zu beiden Themen ab.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und hat sich das so mit dem gedeckt, was Sie sich so erwartet hatten, oder war es ganz anders?
(Britta Scharfetter) Nee, das hat sich gedeckt, auf jeden Fall. Es war ja auch sehr gut beschrieben. Es gibt ja auch zahlreiche Informationen dazu im Internet oder selbst beim Studienzentrum. Und, nee, das hat sich wirklich alles gedeckt. Also ich war nicht überrascht, dass da irgendwas anderes kam.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und gab es auch was, wo Sie jetzt vielleicht auch gerade rückblickend sagen, dass Sie so richtig begeistert waren, vielleicht von irgendeiner Veranstaltung, von irgendeinem Modul oder habe ich in der letzten Aufnahme gehört, tatsächlich auch mal von einer Prüfungsleistung?
(Britta Scharfetter) Joa. Also von den Prüfungsleistungen war ich eigentlich nie begeistert. Ich weiß noch, meine erste Prüfung, das war Mathe. Und da-- also, die Prüfungen finden ja vor Ort statt, da brauchte ich eineinhalb Stunden nach Hause. Das ist auch normal, Flensburg, Hamburg. Und ich habe die ganze Zeit überlegt, dass das einfach nur danebengegangen ist. Es war so schrecklich. Also, aber wir wollen ja eigentlich von dem guten Teil reden. Was mir eigentlich seehr gut in Erinnerung geblieben ist, ist einfach die Kommunikation und die Hilfsbereitschaft untereinander bei den Kommilitonen und überhaupt bei der Studienzentrumleitung. Bei den ganzen Kollegen, wo ich jetzt Fragen noch hatte, die waren alle sehr hilfsbereit und sehr geduldig. Genau. Aber was mir auch sonst sehr gut noch gefallen hat, waren die praktischen Teile, wie die Labore. Die waren auch sehr berufsnah oder sehr fachnah und auch sehr spannend, dargeboten. Also das hat immer sehr, sehr viel Spaß gebracht, ja.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Aber ich stell mir so vor, wenn Sie anderthalb Stunden Anreise von Flensburg nach Hamburg hatten, dann ist das ja auch ein enormer zeitlicher Aufwand einfach gewesen für Sie, ne? Jetzt mal unabhängig von allem, was jetzt so das Lernen anbetrifft, aber alleine so die Fahrerei, ne?
(Britta Scharfetter) Ja, genau. Also, ich war es eigentlich gewohnt, weil ich habe ja in Hamburg gearbeitet und da bin ich immer hin- und hergependelt, weil das halt nicht anders ging von dem privaten Bereich. Dann haben wir uns gedacht, okay, mein Partner arbeitet in Flensburg, ich arbeite in Hamburg. Ich möchte es aber nicht gerne aufgeben, weil der Job war supertoll und ich möchte ihn eigentlich auch nicht missen. Dann beiße ich eigentlich in die Zitrone und dann fahr ich halt. Und so hatte ich mir eigentlich auch gedacht, es gab ja auch verschiedene Studienzentren, aber dann habe ich mich auch für Hamburg entschieden und gedacht, na ja, gut, mit der Arbeit kannst du das so hinlegen, dass du vielleicht nach der Arbeit noch mal zum Studienzentrum fährst, dich vielleicht noch mal mit Kollegen austauschst, eine Lerngruppe bildest. Und so war eigentlich so der Hintergrund. So bin ich eigentlich hängengeblieben in Hamburg, genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ich mein, nun ist ja, wenn man so die A7 runterfährt, Richtung Hamburg, ist ja eigentlich immer tendenziell eine Katastrophe. Richtung Flensburg ist ja meistens leer, ne?
(Britta Scharfetter) Ja, genau, richtig. Und das war auch immer, wenn die Prüfungen waren. [Da] war es ja meistens Ferienanfang oder da waren irgendwelche Feiertage. Also das war immer-- Aber hin geht immer nach Hamburg, das war ja meistens immer früh. Die Prüfungen waren ja meistens um neun Uhr oder um elf Uhr. Das war einfach, das ging eigentlich, das war alles noch machbar. Aber zurück da habe ich mir gedacht, okay, jetzt hast du alles geschafft, jetzt kannst du es auch ein bisschen-- das kann auch ein bisschen länger dauern, nach Hause.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Das ist ja sehr pragmatisch. Und wenn man dann noch sich überlegt, wie es gelaufen ist und Sie sagen, Sie hatten vielleicht das ein oder andere Mal auch ein schlechtes Gefühl, dann ist es ja noch schlimmer, wenn man mit seinen Gedankenschleifen dann so im Auto im Stau festhängt, oder?
(Britta Scharfetter) Ja, genau. Und dann denkt man, du hast doch-- bist doch alles durchgegangen und so. Warum konntest du das dann nicht? Aber es ist ja im Nachhinein alles gut gegangen. Deshalb kann ich da eigentlich auch nur vom Guten reden. Also das ist eigentlich alles gut. Ja, es ist eigentlich sehr gut gelaufen für mich, genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, aber trotzdem, also ich erleb das gerade so ein bisschen hautnah. Meine Tochter hat ja Abi geschrieben grade und die hat jetzt diese Woche noch mündliche Prüfungen. Und tatsächlich ist man ja tendenziell auch sein größter Kritiker in jedem Bereich, glaub ich, oder? Ist das bei Ihnen anders?
(Britta Scharfetter) Nein, überhaupt nicht. Also ich wollte das-- ich muss dann zum Hintergrund sagen, ich habe mittlere Reife, habe dann meinen Meister gemacht und das konnte man anrechnen lassen als Fachhochschulreife, aber trotzdem fehlt mir das Abitur in dem Sinne und der ganze Stoff, der damit zusammenhängt. Und deshalb war das für mich auch schon eine große Herausforderung, weil viele gesagt haben, ah, meinst Du wirklich? Das ist natürlich sehr schwer und deine Schulzeit ist auch schon ein bisschen länger her. Meinst Du, Du schaffst das? Und da habe ich gesagt, nee, wenn ich mir einmal was in [den] Kopf gesetzt habe und ich habe mir das rechtzeitig und echt lange überlegt, das zu machen, das pack ich, das will ich, das will ich einfach. Das ist so ein Bauchgefühl, dass man sagt, nee, ich habe den Ehrgeiz, ich zieh das jetzt durch. Und dann, ja, hat es auch geklappt.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, ich mein, umso schöner ist das ja, find ich, wenn ich mit ihnen sprechen darf und mit anderen, die dann eben ihre Erfolgsgeschichten erzählen. Und wenn es eins gibt, was diese Gespräche eint, ist es, glaube ich, dieses, es war nicht immer einfach, aber ich habe es dann am Ende irgendwie auch geschafft, ne. Und das ist ja auch so. Also keiner sagt ja, dass es immer alles einfach ist und dass es immer leicht von der Hand geht und dass man nur Module hat, die einen begeistern, so. Das sagt ja auch keiner, aber am Ende des Tages zeigt ja, find ich, auch so ein Abschluss, dass man vielleicht grade trotz aller Widrigkeiten das geschafft hat, sich da so ein bisschen durchzubeißen, ne. Ja. Und das ist es ja vielleicht am Ende dann auch, ne.
(Britta Scharfetter) Auf jeden Fall. Wenn man zuerst die erste Box mit den Studienbriefen bekommt, okay, dann denkt man, oh, das soll ich jetzt zu achtzig Prozent oder selber durchgehen? Okay, das ist ja-- dann wird in dem bekannten Kreis gefragt, kannst Du mir vielleicht noch mal helfen? Kannst Du mir noch mal das erklären? Und da war die Hilfsbereitschaft einfach riesengroß. Also die haben schon gedacht, ey, Hut ab, wie Du das geschafft hast oder wie Du das managst auch zwischen Familie und Arbeit und ein bisschen Freizeit will man ja auch haben. Und dass man sich dann auch Urlaub nimmt für die Prüfungsvorbereitung oder für die Hausarbeit schreiben. Also es muss schon sehr gut getaktet sein, das Ganze. Das ist, ja, also man darf nicht unüberlegt an solche Sache rangehen und-- aber vielleicht gibt es auch andere, also ich kann ja nur von mir sprechen, also ich brauch das ein bisschen getaktet. Ich brauch das bisschen durchstrukturiert.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Aber der erste Impuls, als Sie die Kiste gekriegt haben, war jetzt nicht return to Sender.
(Britta Scharfetter) Nee.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Das nicht.
(Britta Scharfetter) Ja, genau. Nee, nee, nee, nee, nicht ganz, nein, nein. Ich pack das. Ich krieg das irgendwie hin. Die anderen stehen da auch erst mal wie, ja, wie ein Ochs vorm Berg und man muss sich da durchwuseln. Und wie gesagt, man hat auch super Dozenten, man kann alles fragen, es gibt keine doofen Fragen, es gibt super Antworten und sonst untereinander noch mal Hilfestellung geben. Der eine kann das besser, die andere kann das und da haben wir uns eigentlich so sehr gut gefunden.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und haben Sie jetzt auch noch Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen?
(Britta Scharfetter) Ja, haben wir. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Das ist doch toll.
(Britta Scharfetter) Genau, weil ich war eine der ersten, die fertig wurde mit dem Studiengang und die letzten machen, glaub ich, jetzt ihren Bachelor in dem Jahr. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, das ist doch schön. Ich find das immer so schön, wenn man dann noch so Kontakt hat zu Leuten aus dem Studium und dann vielleicht das auch noch über ein paar Jahre. Das ist ja manchmal nicht so einfach, aber dann vielleicht auch sich noch so ein bisschen erhalten kann, ne. Weil man ist ja doch ein ganz schönes langes Stück auch zusammen irgendwie gegangen. Das schweißt ja dann häufig auch zusammen, ne.
(Britta Scharfetter) Ja, genau. Das schweißt schon zusammen. Das ist wirklich wahr. Und es kommen auch immer noch Fragen, wie hast Du das gemacht? Wie hast Du das gemacht? Ich bin jetzt hier im Zieleinlauf und so, kannst Du mir da noch mal helfen? Ich find das auch toll. Also, ich würde mich auch echt freuen, wenn das alle schaffen und auch so, wie sie sich das vorgestellt haben. Wir waren eine tolle Truppe.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, das ist doch super. Ich mein, wenn man das sagen kann, das ist doch, ja, das ist doch schön. Im Zweifel sind es ja einfach auch, find ich, immer so die Menschen, denen man begegnet und mit denen man Zeit verbringt, egal ob jetzt beruflich oder privat oder im Studium. Das ist ja eigentlich immer so das, was man mitnimmt, ne.
(Britta Scharfetter) Richtig, auf jeden Fall. Und das möcht ich auch beibehalten. So, man ist Flensburg, Hamburg ist wohl eine Strecke, aber das bekommt man irgendwie hin, auf jeden Fall.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, also ich mein, und meistens ist die A7 ja-- also ich mein, klar, man muss erst mal aus Hamburg raus, aber wenn man dann erst mal so-- also allerspätestens hinter IKEA, Schnelsen Nord wird es dann ja auch schon wieder gut.
(Britta Scharfetter) Ja, genau, richtig, genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Oh, ich habe aber ganz, ganz fürchterliche Assoziationen mit Flensburg, aber das ist ein anderes Thema.
(Britta Scharfetter) Wollte ich gerade sagen, da gibt es da so eine Institution, ne.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, ja, genau. Und das mein ich aber tatsächlich nicht.
(Britta Scharfetter) Okay.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Aber ich bin ja immer, wie gesagt--
(Britta Scharfetter) Das hat mit vier Rädern zu tun.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Nee, nee, nee, nee.
(Britta Scharfetter) Nicht Auto oder so.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Nee, nee, es ging nicht um die Punkte in Flensburg. Es geht tatsächlich darum, ich habe mit dem Landgericht Flensburg nicht so gute Erfahrungen gemacht, weil ich-- also wir haben ja viel im norddeutschen Raum vertreten und seit zwanzig Jahren Anwältin, da ist man halt auch mal in Flensburg. Und Flensburg war immer so ein bisschen eigen so. Also, ja, aber gut. Aber die Stadt ist schön. Gar keine Frage.
(Britta Scharfetter) Ja, wir sind ja auch im richtigen Norden, ne. Also das ist richtig der richtige--
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, ja, genau. Das ja auch noch, ne. Genau. Mögen Sie uns noch einmal sagen, was Sie genau aktuell eigentlich beruflich machen?
(Britta Scharfetter) Ja, ich hatte das große Glück-- schon während der Studienzeit habe ich mich beworben mit einer grottigen Bewerbung, das kann man auch so sagen. Also ein ganz schlechtes Foto, der Lebensverlauf war-- es war wohl alles drin inhaltlich, aber es war halt nicht so richtig gegliedert und na ja. Und da habe ich auch ganz tolle Hilfe bekommen, wie ich das dann neu gliedern konnte. Und ich habe mich beworben. Ich habe mich auf zwei Stellen beworben mit dieser neuen Bewerbung und habe ein Vorstellungsgespräch bekommen bei beiden. Und ich habe auch eine Zusage gekommen bei beiden. Es kam wirklich dadurch, dass mir gesagt worden ist, super, dass Sie dieses Studium gemacht haben, dass Sie das durchgezogen haben. Das zeigt mir, dass Sie Ehrgeiz haben und auch dranbleiben und dass das nicht einfach nur eine Eintagsfliege ist. Ja, bei einem habe ich dann zugesagt. Ich bin jetzt Industrial Engineering bei einer Firma im Industriebereich, die stellt Leistungsmodule für Industrie und Automotive her. Das heißt, diese Leistungsmodule stecken in ganz vielen E-Autos und in Wechselrichtern für die Solaranlagen. Und da bin ich halt auch mit der Qualität-- ja, man kann sagen, Industrial Engineer ist so ein bisschen auch mehr ins Quality, also mehr in den Qualitätsbereich geht das und da stecke ich jetzt im Moment. Genau. Ich habe ja die Arbeit in Hamburg geliebt und wäre das nicht auch irgendwie ein bisschen anders gekommen, wäre ich da auch ewig geblieben. Aber somit hat mich das eigentlich so... ja, es hat mir den Abschied leichter gemacht, dass ich diese Stelle hatte. Und ich bin auch sehr froh. Ich bin jetzt schon drei Jahre hier und also wie gesagt, ich kann nur von mir sagen, alles richtig gemacht.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Es klingt auf jeden Fall so.
(Britta Scharfetter) Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll, aber nein, alles... Also ich würde es nicht mehr anders machen. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und Sie haben ja dann auch die Fahrerei nicht mehr.
(Britta Scharfetter) Richtig. Ich habe ein bisschen was gespart, was man an Sprit spart und an Auto, dass da der Verbrauch nicht mehr so hoch ist und ja.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Sie haben auch vor allen Dingen Zeit gespart. Das wäre jetzt ja das, was mir als erstes eingefallen wäre. Ich meine, klar, Sprit und Abnutzung, alles gut. Aber ich meine, wenn Sie nicht mehr so diese weiten Strecken haben, dann ist doch schon mal ein bisschen Lebenszeit wieder gewonnen, oder?
(Britta Scharfetter) Ich habe jetzt wieder Zeit, was anderes zu machen. Habe ich mir auch schon vorgestellt. Neues Projekt irgendwie anzufangen.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Also ich habe ja immer großen Respekt vor Leuten-- Ich kenne tatsächlich sehr, sehr viele Leute, die eine Stunde oder anderthalb Stunden jeden Tag in eine Richtung pendeln, aus welchen Gründen auch immer. Und ich habe da immer so großen Respekt vor, weil ich ehrlicherweise sagen muss, ist so gar nicht meins. Also ich wäre da völlig ungeeignet für.
(Britta Scharfetter) Das braucht wirklich Geduld, weil gerade dann, wenn man irgendwie einen Termin hat und man muss nach Hause, gerade dann ist irgendwas. Da ist Stau, da ist, keine Ahnung, da ist eine Kuh auf der Straße oder wie auch immer. Das ist echt Wahnsinn. Ja, genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Aber ich meine, dann halten wir mal als Zwischenfazit fest: Sie haben also offensichtlich neben allen Verpflichtungen, die man so als Mensch hat, familiär wie beruflich, auch noch so ein Studium irgendwie untergebracht, und trotzdem noch diese Reisezeiten jeweils. Da frage ich mich natürlich, was machen Sie mit der ganzen Zeit, die Sie jetzt haben?
(Britta Scharfetter) Ja, ein paar Hobbys habe ich auch schon. Also ich habe jetzt wieder mehr Urlaub. Wir können wieder mehr reisen. Ich kann wieder mehr Sport machen, was mir auch fehlte. Gestern habe ich noch gedacht: „Wow, du bist ja mal endlich seit vier, fünf Jahren endlich mal wieder braun geworden.“ Das war auch schon lange, lange Zeit nicht mehr. Aber ich habe mir einfach die Zeit genommen, auch zu lernen, weil Lernen fällt mir in dem Sinne auch nicht mehr ganz so einfach, also nicht ganz so leicht. Und deshalb, ich brauchte da halt auch die Zeit. Und ja, aber wenn man jetzt zum Beispiel zurückguckt, jetzt habe ich wieder mehr Zeit für mich, für meine Familie, für irgendwelche Hobbys, für das, was wichtig ist.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, ich meine, da können Sie ja einfach unglaublich stolz auf sich sein, dass das alles so parallel möglich gewesen ist und das ist ja ausschließlich Ihrer Organisation und Ihrem Ehrgeiz zu verdanken.
(Britta Scharfetter) Richtig, genau. Man darf sich ja auch nicht entmutigen lassen. Also es gibt Rückschläge, es kann manchmal nicht irgendwie alles so funktionieren, was man sich vorgestellt hat, aber man darf da den Kopf nicht in den Sand stecken. Das muss einfach weitergehen.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Botschaft für alle die, die das hören und vielleicht selber so ein bisschen struggeln und sagen: „Oh Mensch, die Klausur hat nicht so geklappt oder irgendwas anderes hat nicht so geklappt, wie ich mir das gewünscht hätte oder vielleicht auch, wie ich es mir vorgestellt habe."
(Britta Scharfetter) Aber das Gute ist, man kann sie ja immer wiederholen. Das ist ja das Gute. Da darf man sich nicht entmutigen lassen. Ich weiß, in der Situation, wo man dann gerade da ist und wo man gerade die Klausur dann hinter sich hat und meint, das hat man nicht geschafft. Das ist wirklich-- die Emotionen kochen da über, aber eine Nacht drüber schlafen und schon sieht die Welt wirklich wieder ganz anders aus.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, ich glaube, das ist ganz wichtig ne, dass man halt auch immer versucht - und das sagt sich natürlich von außen und wenn man emotional nicht beteiligt ist, immer so leicht - aber ich glaube, es ist trotzdem ganz wichtig, auch immer wieder zu sagen, welche Relevanz hat es wirklich, ne. Natürlich ist es ärgerlich, wenn irgendwas nicht so geklappt hat, wie man sich das gewünscht hätte und wenn man irgendwas noch mal schreiben muss. Ist es noch mal Aufwand und noch mal Stress, klar. Aber wenn man dann das Studium irgendwann geschafft hat und zurückblickt, dann erinnert man sich im Zweifel daran dann gar nicht mehr so sehr.
(Britta Scharfetter) Und das ist so toll, wenn man die Klausurübersicht hat und da ist wieder ein grünes Kästchen geworden, dass man das bestanden hat. Das ist so toll.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ist die Farbe Grün gleich positiv besetzt, ne?
(Britta Scharfetter) Ich weiß jetzt nicht, ob das-- Aber bei mir war es noch grün. Sonst war es immer gelblich gehalten oder so beigefarben und dann, wenn man wirklich was geschafft hat, dann hat sich das geändert in eine grüne Farbe. Ja, das war wieder, das war immer toll. Ja, sehr schön. Das sind diese Kleinigkeiten, die einen dann so dass alles wieder erhellen lassen und wenn man denkt, ja, gut, gut gemacht.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, auf jeden Fall. Und vielleicht ist es - ich habe da ehrlicherweise noch nie drüber nachgedacht - vielleicht ist es auch tatsächlich viel eindrucksvoller, wenn man das mit so einer Farbe macht. Ich kenn das manchmal auch in anderen Übersichten, da sind dann so Kästchen mit so Kreuzen oder mit so Häkchen oder so. Kann man ja unterschiedlich umsetzen, aber vielleicht ist grad so eine Farbe noch mal so das, was man ja auch auf den ersten Blick wahrnimmt dann, ne?
(Britta Scharfetter) Ja, was das Visuelle noch mal ein bisschen was ausmacht. Ja, doch.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und wie sieht jetzt so Ihre weitere Planung aus? Also sagen Sie jetzt erst mal, okay, jetzt reicht es auch mit dem Studium oder planen Sie noch weiter?
(Britta Scharfetter) Ich muss selber grinsen. Also, der Gedanke ist schon da, weiterzumachen, auf jeden Fall. Aber im Moment spannt mich meine Arbeit wirklich ein. Also ich habe das große Glück gehabt bei meinem Bachelor Kurzarbeit zu haben und dass ich die Zeit da auch nutzen konnte. Im Moment sieht das aber hier aus, bei der neuen Arbeit, da fehlt mir einfach die Zeit. Das wäre nicht mehr ganz so einfach. Aber ich habe es im Kopf und ich schau mal, ich guck mal. Also es ist eine Herausforderung und die reizt mich ein bisschen. Mal sehen, ob ich sie annehme.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, und das ist ja auch nichts, was man jetzt ad hoc und sofort entscheiden muss, sondern man kann ja auch sagen, man macht jetzt erst mal eine längere Pause und guckt dann irgendwann später noch mal, wenn die Rahmenbedingungen andere sind oder wenn man sagt, ach Mensch, jetzt habe ich so viel Freizeit, ich weiß gar nicht, was ich alles machen soll.
(Britta Scharfetter) Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ich brauch doch wieder ein Studium oder so. Also auch das kann ja ein Weg sein, ne.
(Britta Scharfetter) Das auf jeden Fall, ja genau. Also das ist nicht aus dem Kopf raus, aber ich bin erst mal zufrieden mit dem, was ich geschafft habe und wo ich jetzt stehe. Also ich bin wirklich dankbar, dass ich auch das gemacht habe und dass mir die Möglichkeit geboten worden ist, auch ohne Abitur. Ja, also ich würde es immer wieder machen, auch wenn das ein echt steiniger, harter Weg war, es lohnt sich wirklich.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Na ja, und dankbar, Sie müssen sich ja hauptsächlich bei sich selber bedanken, weil das ist ja nun wirklich Ihr Verdienst.
(Britta Scharfetter) Es ist aber auch wichtig, dass man sich wirklich mal auch selber auf die Schulter schlägt und sagt, ja, gut, sehr gut.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Genau, ja, ich glaub, das ist das, was ich meine, ne. Man ist immer sehr, sehr kritisch mit sich. Wahrscheinlich viel, viel kritischer als jeder Außenstehende, ne, dass man--
(Britta Scharfetter) Ja, genau, richtig. Also die Messlatte war schon ziemlich hoch und der Ehrgeiz auch. Man wollte es eigentlich schaffen und man will es eigentlich auch zu dem Durchschnitt schaffen.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Aber wenn ich das so alles mir anhöre, was Sie so schildern, dann sagen Sie, am Ende des Tages hat sich das Studium für Sie auf jeden Fall gelohnt, ne?
(Britta Scharfetter) Ja, auf jeden Fall. Ja. Ich glaube nicht, dass ich den Job hier bekommen hätte, weil ein Studium ist da Voraussetzung und auch wenn man die Erfahrung hat, da wäre ich sonst nicht rangekommen. Das hätte ich nicht geschafft.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Und wenn Sie jetzt so, wir kommen so langsam zum Ende, wenn Sie jetzt noch jemanden, der das jetzt hört und der jetzt vielleicht entweder noch überlegt, lohnt sich so ein Studium für mich auch, beziehungsweise soll ich das wirklich machen oder vielleicht auch schon begonnen hat und jetzt so eine Durststrecke hat und sagt, soll ich das überhaupt zu Ende machen? Können Sie denjenigen noch irgendwas mit auf den Weg geben, einen Tipp oder ein Lebensmotto, was Sie vielleicht irgendwie ganz hilfreich fanden?
(Britta Scharfetter) Also ich würde die Kommunikation suchen. Ich würde die Kommunikation bei den Studienzentren suchen, bei den Kommilitonen, was die so sagen, was deren Nöte sind. Vielleicht sind das dieselben Nöte. Vielleicht kann man sich da irgendwie zusammentun und das gemeinsam lösen. Also das ist, es gibt immer einen Weg. Und, also, was ich noch sagen wollte, nie irgendwie die Geduld verlieren und nie den Mut verlieren. Also immer dranbleiben und wenn man die Zeit hat, dann einfach nutzen. Das ist das Beste, was man eigentlich so machen kann. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, ich finde, das ist so ein schönes Schlusswort. Das würde ich dann einfach auch so stehen lassen, weil ich glaube, es ist immer sehr authentisch, wenn das Leute sagen, die das wirklich beurteilen können, weil sie es nämlich hinter sich gebracht haben, weil sie es geschafft haben. Und insofern könnt ich mir schon vorstellen, dass das für den einen oder die andere durchaus eine Inspiration ist. Und an der Stelle sag ich einfach ganz, ganz herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben für dieses Gespräch. [Ich] sende Ihnen ganz herzliche Grüße nach Flensburg. Und, ja, wer weiß, ne, vielleicht unterhalten wir uns in zehn Jahren dann über das Masterstudium, das Sie geschafft haben.
(Britta Scharfetter) Ja, vielleicht. Ich wünsche Ihnen auch alles, alles Gute. Ja, und niemals irgendwie den Mut verlieren und bleiben Sie gesund.
(Prof. Dr. Birgit Schröder) Ja, gleichfalls. Ganz lieben Dank.