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Transkript Alumna Clarissa Pfaff

(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Herzlich willkommen, einer neuen Gesprächspartnerin. Freue mich sehr, Frau Pfaff ist bei uns und ja, vielleicht mögen Sie sich einfach mal direkt selbst vorstellen.
(Clarissa Pfaff) Ja, sehr gerne. Vielen lieben Dank für die Einladung. Mein Name ist Clarissa Pfaff. Ich habe vor Kurzem mein Bachelorstudium im Bereich Psychologie an der Hamburger Fernhochschule abgeschlossen, arbeite normalerweise im Justizvollzug und bin als Ausbildungsleiterin in einer Justizvollzugsanstalt tätig.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay, dann wissen wir schon mal ungefähr, in welche Richtung das Ganze geht. Sie haben Psychologie studiert im Bachelor. Und wenn Sie jetzt sozusagen so zurückblicken auf Ihr Studium, wie ist es denn gewesen?
(Clarissa Pfaff) Definitiv eine wahnsinnig herausfordernde Zeit, mit vielen Höhen, aber natürlich auch Tiefen. Gerade neben der Berufstätigkeit im Schichtdienst das Studium hinter sich gebracht zu haben, war mit sehr viel Disziplin und Ehrgeiz verbunden, mit, sehr viel Eigenmotivation. Aber man weiß ja, wofür man sich auf diese Herausforderung eingelassen hat.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und war es so, wie Sie sich das vorgestellt haben?
(Clarissa Pfaff) Ich glaube tatsächlich, bevor man so ein berufsbegleitendes Studium beginnt, hat man gar keine genaue Vorstellung, worauf man sich einlässt. Und ich glaube, am Anfang ist das auch ganz gut, damit man noch nicht genau weiß, was für Tiefen damit einhergehen können und was für Höhen, aber auch damit einhergehen. Es, gab sehr viele wirklich herausfordernde Zeiten, was Belastbarkeiten angeht, gerade in Bezug auf Prüfungsphasen. In den Hochphasen ist es schon verdammt anstrengend und da muss man sich dann selbst regelmäßig dran erinnern, weswegen man das alles macht. Aber es ist eben auch eine superschöne Zeit. Ich habe unfassbar nette Menschen kennengelernt und pflege auch mit vielen Kommilitonen weiterhin Kontakt, die man im Laufe der Zeit eben kennengelernt und mit denen man genau diese Phasen auch gemeinsam durchgestanden hat.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und gab es auch irgendwas, was Sie, was Sie richtig toll fanden im Studium? Irgendein Modul oder vielleicht auch tatsächlich irgendeine Erfahrung?
(Clarissa Pfaff) Also ich muss sagen, grundsätzlich, was mir in sehr positiver Erinnerung bleibt, ist auf jeden Fall mein Praktikum, was ich im Studium gemacht habe. Ich habe meine-- mein sechs-sechswöchiges Praktikum aufgeteilt in zwei verschiedene Blöcke und habe einen Teil davon im Maßregelvollzug gemacht und die andere Hälfte im Personalbereich bei der Deutschen Post und durfte auch da ganz nette Menschen kennenlernen, die mich auf meinem Weg sehr unterstützt haben mit dem berufsbegleitenden Studium.
(Clarissa Pfaff) Ich muss aber auch sagen, grundsätzlich der Zusammenhalt unter den Fernstudenten ist unfassbar toll und hat mich immer wieder abgeholt und unfassbar motiviert und unterstützt, immer weiterzumachen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und wenn man jetzt so einen Bachelor gemacht hat, dann ist ja immer so ein bisschen die Frage: Wie geht's weiter? Sie haben gesagt, Sie sind ja beruflich schon tätig, waren es vorher ja auch schon. Ist das jetzt erstmal so, sage ich mal, ein Zwischenziel für Sie, was Sie erreicht haben? Oder geht's noch weiter auf Ihrem akademischen Weg?
(Clarissa Pfaff) Also grundsätzlich, geht's auf jeden Fall noch weiter und das ist definitiv ein Zwischenziel. Bei mir ist es so, dass ich bereits seit einigen Jahren im Justizvollzug tätig bin und im Justizvollzug selbst schon einen kleinen Karriereschritt gemacht habe. Eben in den Bereich der Ausbildungsleitung, Ausbildungsleitung herein. Vorher war ich ganz normal im Hafthaus im Abteilungsalltag als Justizvollzugsbeamtin zuständig und jetzt als Ausbildungsleitung bin ich eben zuständig für Themen im Bereich der Personalgewinnung, der Personalauswahl und aber auch im Bereich unserer Ausbildung mit unseren Auszubildenden und Dienstanfängerinnen. Und da hat's jetzt noch keinen konkreten Berufswechsel in Bezug auf das Studium gegeben, weswegen das, definitiv noch geplant ist irgendwann in naher Zukunft. Aber ich möchte auch definitiv noch einen Master machen und ja, bin da momentan noch ganz offen, welcher Weg jetzt als nächster, nächster Schritt geplant wird und was als Nächstes auf mich zukommt.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und wenn man so ein, so ein Studium anfängt und Sie haben ja gesagt, Sie, Sie haben nebenbei studiert, wie eben ganz viele. Ich stelle mir das ja immer wahnsinnig stressig vor. Ich sage mal so: Ich habe ganz klassisch studiert. Das heißt, ich habe studiert und nebenbei gearbeitet, aber eben genau so rum. Undwir haben ja auch viele Studierende, die haben irgendwie kleine Kinder oder pflegebedürftige Angehörige oder was auch immer. Sprich, die haben ja ganz viele Herausforderungen sozusagen noch neben diesem Studium.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Wenn Sie jetzt so zurückblicken, würden Sie sagen, das ist trotz allem gut händelbar? Oder würden Sie sagen, na ja, da gab es auch schon mal die ein oder andere schlaflose Nacht?
(Clarissa Pfaff) Da gab's auf jeden Fall die ein oder andere schlaflose Nacht. Gerade in den Hochzeiten, von denen wir ja vorhin schon gesprochen haben. Aber ich würde sagen, es ist trotzdem definitiv händelbar. Ich glaube schon, dass es eine ganz andere Selbstorganisation von einem abverlangt, als wenn man-Das Studium eben im Hauptfokus steht und man nebenbei arbeiten geht, weil man eben, na ja, sowohl in seinem Job natürlich Bestleistungen im Regelfall zeigen möchte, im Studium in der Regel auch. Und wenn man dann eben noch zusätzliche Herausforderungen meistert, wie Familie, Kinder, eventuell alleinerziehend, Schichtdienst oder eben die Pflege von Angehörigen, dann erfordert das ein, ja, großes Talent an Organisation. Und ich glaube eben, wie ich vorhin auch schon gesagt habe, die Fähigkeit, sich selbst immer wieder zu motivieren, weiterzumachen und nicht aufzuhören. Aber wenn man ein bisschen davon hat und ein bisschen Biss, dann ist das sehr gut handlebar. Und ich glaube tatsächlich, zumindest war es bei mir so, jede gute Prüfungsleistung hat mich wieder abgeholt, um motiviert weiterzumachen. Jedes abgeschlossene Modul, was man dann eben abschließt und wo man einen Haken hinter machen kann, daran sieht man ja auch, dass es stetig weitergeht und dass man weiterkommt. Und ich glaube, das hilft dann definitiv, diese, ja, Motivation in sich selbst immer wieder zu wecken.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und wenn Sie jetzt so mal an Kommilitonen denken, die vielleicht gerade so ein bisschen mit sich und ihrem Studium und ihrem Leben und allem irgendwie hadern und gerade so das Gefühl haben, "Mensch, es läuft vielleicht nicht so, wie ich mir das gewünscht hab", oder vielleicht ist auch mal 'ne Prüfung dabei, die nicht geklappt hat oder nicht so geklappt hat, wie man sich das vorstellt. Und man sieht so diesen großen, großen Berg an Modulen, an Prüfungen, was alles noch erledigt werden soll und, und fragt sich: „Warum mache ich das hier eigentlich gerade alles?" Was würden Sie denen mit auf den Weg geben wollen?
(Clarissa Pfaff) Ich glaube tatsächlich, es ist ganz, ganz wichtig, wenn man sich für so ein Fernstudium neben anderen Belastungen entscheidet oder grundsätzlich, wenn man sich für ein Fernstudium entscheidet, auch wenn man nicht berufstätig ist oder Familie oder Kinder hat, dass man einen Schritt nach dem nächsten macht, und dass man sich wirklich die Zeit für jedes Modul nimmt, dass man sich nicht überfordert, sondern dass man in seinem eigenen Tempo sich so viel zumutet, wie man sich grade selber zumuten kann. Das mag in der einen Phase mehr sein, das mag in der anderen Phase weniger sein. Es gibt Phasen, da sind wir leistungsfähiger. Es gibt Phasen, da liegt die Priorität einfach woanders. Ich denke, es gibt bei jedem im Leben Phasen, wo eben Schicksalsschläge passieren, wo man eventuell einfach auch einfach mal nicht so gut drauf ist und wo einem das alles dann schwerer fällt. Und gerade da ist es, glaube ich, einfach wichtig, dann auch sich mit kleinen Schritten zufrieden zu geben. Und das Wichtigste ist in meinen Augen immer dranzubleiben und auch kleine Schritte führen einen zum Ziel.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Es ist sehr spannend, was Sie sagen, weil diese Antwort habe ich tatsächlich schon ganz oft bekommen, dass man, es ganz viele gesagt haben, man muss kleinschrittig vorgehen? Man darf nicht so diesen großen Berg sich angucken, sondern vielleicht immer nur das eine Modul und den nächsten Studienbrief und die nächste Prüfung oder manchmal vielleicht auch nur das nächste Kapitel in einem Studienbrief. Und letzte Woche hatte ich 'ne Aufnahme, da hat jemand gesagt: „Und man muss feiern und sich selbst belohnen." Da gab's immer eigentlich, glaub ein Ben und Jerry's jeden Freitag oder so, wenn das Pensum geschafft war. Das war sozusagen immer der Lohn für die, für die Wochenrationen, die man geschafft hat und gesagt hat, da muss man sich dann selber auch so ein bisschen auf die Schulter klopfen und sich da irgendwie weiter belohnen und motivieren, da auch dranzubleiben. Und das gelang da eben besonders gut mit einem, mit einem Eis am Freitag. Das fand ich irgendwie auch eine ganz schöne Idee.
(Clarissa Pfaff) Auf jeden Fall.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, ja, für jemand anders ist es vielleicht irgendwas ganz anderes. Ist ja auch völlig egal, was es ist, glaube ich. Es ist einfach so die, die Wertschätzung sich selber gegenüber, dass man das auch, ja, nicht als selbstverständlich nimmt, sondern einfach sich selbst auch eingesteht, das ist eben 'ne Zusatzbelastung und die muss man dann auch honorieren. Und wenn's sonst schon keiner tut, muss man es halt selbst machen.
(Clarissa Pfaff) Definitiv.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Das ist, glaub ich, ganz wichtig. Wenn Sie jetzt so gucken, also wenn man so fragt, warum, warum wollen Leute studieren, dann ist es ja ganz oft die Antwort, dass sie sagen, Sie möchten irgendwie gerne beruflich sich weiterentwickeln, vielleicht die nächste Karrierestufe erreichen, vielleicht auch mehr Verantwortung übernehmen, manchmal auch einfach schlicht mehr Geld verdienen. Auch das ist ja völlig, völlig legitim. Das sind so ganz häufig genannte Ziele. War das bei Ihnen auch so, dass Sie gesagt haben: „Mensch, so, ich strebe schon irgendwie noch mal eine andere Tätigkeit an oder würde mich irgendwie schon noch mal gerne beruflich weiterentwickeln?" Ist das auch so bei Ihnen gewesen, dass Sie gesagt haben: „Ja, dieses Studium soll mich da letztlich auch hinführen"?
(Clarissa Pfaff) Also grundsätzlich war's für mich, war Psychologie für mich während meiner Schulzeit damals schon ein, ja, sehr interessantes Studienfach. Ich hab mich damals gegen Psychologie entschieden, beziehungsweise für die Alternative nach der Schule und habe Betriebswirtschaftslehre angefangen zu studieren, weil ich für Psychologie ins Ausland hätte gehen müssen, weil ich damals nicht darüber nachgedacht habe, ein Fernstudium zu machen und ja, der NC an deutschen Universitäten ja, doch ziemlich hoch für Psychologie ist und war sehr unzufrieden mit Betriebswirtschaftslehre, weil's mir aber auch damals grundsätzlich in der Uni damals zu langweilig war, weil ich einfach ein sehr praktischer Mensch bin. Ich brauch, dass ich mal anpacken kann, dass ich im Team arbeite geregelten Tagesablauf. Und das waren auch die Gründe, weswegen ich mich dann damals für das herausfordernde Umfeld einer Justizvollzugsanstalt entschieden hab und dort meine Ausbildung gemacht habe, als ich festgestellt habe, dass das reine Studieren an sich nicht das Richtige für mich damals im Lebensabschnitt war und habe dann aber nach der Ausbildung festgestellt, für mich selbst, dass es das noch nicht gewesen sein kann und habe vor diesem Hintergrund dann eben das Studium angefangen, weil die Psychologie mich doch einfach weiterhin in den Fingern gejuckt hat und ich auch jetzt durch meine Tätigkeit mit der Personalauswahl und der Personalgewinnung für, ja, unsere Berufsgruppe im allgemeinen Vollzugsdienst da doch die Psychologie mir sehr viel weiterhilft, jetzt schon in dem Beruf auch wenn ich den Beruf noch nicht gewechselt habe.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und dann ist-- Also ich stell mir so vor, der Kontrast BWL und Psychologie könnte vermutlich auch nicht größer sein, oder?
(Clarissa Pfaff) Nee, definitiv. Wobei man sagen muss, gerade vor dem Hintergrund, dass ich eben, ja, im Personalbereich jetzt quasi arbeite beziehungsweise meine Position einen großen Anteil an Personaltätigkeiten hat, es da doch viele, ja, Schnittpunkte zwischen der Betriebswirtschaftslehre und der Psychologie gibt, wenn man sich diesen Teil zumindest anguckt, auch wenn die Verzweigungen in alle anderen Richtungen dann ziemlich unterschiedlich sind.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay. Ja, also ich stelle mich-- Ich mein, und ich habe weder BWL noch Psychologie studiert, aber ich hätte mir jetzt so vorgestellt, das wären doch zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen an, an Fragestellungen, oder?
(Clarissa Pfaff) Das auf jeden Fall. Also die Herangehensweisen sind definitiv eine ganz andere, soweit ich das beurteilen kann von meinem Standpunkt aus. Aber ich glaube, ja, wenn man grundsätzlich ein dem Menschen zugewandter, denkender Mensch ist, dann ist es glaube ich relativ egal, ob man Betriebswirtschaftslehre oder Psychologie dann selbst studiert hat, sondern ja, letztendlich ist es ja doch ein bisschen ausschlaggebend, wie man selbst an Dinge herangeht, Dinge löst und wo man vielleicht selbst auch den Fokus seiner Tätigkeit dann legt.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und würden Sie sagen, das Studium hat sich gelohnt für Sie?
(Clarissa Pfaff) Definitiv. Also auch wenn ich den Job noch nicht gewechselt habe, habe ich im Studium unfassbar viel Wissen mir selbst angeeignet, was nicht nur im beruflichen Alltag hilft, sondern auch im Privatleben, weil man ja ein ganz anderes Verständnis für gewisse Situationen entwickelt, weil man mit dem Hintergrundwissen viele Situationen ganz anders einschätzen kann und weil man tatsächlich doch auch durch dieses Hintergrundwissen in manchen Situationen sich selbst einfach mal zurücknimmt und Menschen Raum geben kann und ja, dann anders Verständnis für entwickelt in ja doch relativ herausfordernden Zeiten, in denen wir, in den wir ja teilweise leben.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay. Ja, also ich, ich finde Psychologie an sich ja auch wirklich immer ein spannendes Studienfach. Und immer wenn wir hier schon so Absolventinnen oder Absolventen der Psychologie hatten, haben auch tatsächlich alle immer gesagt, dass sie nicht nur beruflich, sondern eben auch persönlich sehr profitiert haben von dem Studium, so wie sie das ja auch skizziert haben. Gibt wahrscheinlich kaum ein Studium, bei dem das ausgeprägter ist als in der Psychologie. Würde ich mir jedenfalls so vorstellen? Also ich bin ja von Haus aus Juristin und da ist es glaube ich eher andersrum. Weil das ist halt tatsächlich so ein bisschen, also, wenn man Jura studiert hat, dann, das verdirbt ja den Charakter total und ich würde mal behaupten, das ist bei Psychologie nicht der Fall, aber bei Jura ist das schon sehr speziell. Das merkt man auch, wenn man so mit Juristen zu tun hat, die sind schon sehr speziell und das merkt man auch immer tatsächlich, ne, wenn man irgendwo auf Menschen trifft. Ich würde behaupten, die, die Juristen findet man auch als Nicht-Jurist immer sehr zuverlässig heraus. Die verraten sich immer schon in den ersten drei Sätzen normalerweise. Durch ein eigenes Wording, durch einen sehr komplexen Satzbau und solche Dinge. Also ich glaube, das ist bei Jura schon sehr ausgeprägt. Haben Sie…
(Clarissa Pfaff) Ja, also ich glaube-
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja?

(Clarissa Pfaff) Da haben Sie auf jeden Fall recht. Und ich habe ja auch beruflich mit Juristen, definitiv, zu tun und da entwickelt man doch schon relativ schnell 'n Gespür dafür. Ich würde aber tatsächlich sagen, je nachdem in welchem Bereich der Psychologie man über die Jahre arbeitet, da verfestigt sich das schon auch sehr, mit, wem man da in Kontakt steht.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, das kann gut sein. Ich meine, letztendlich ist es ja auch so, ich mein, so 'n Beruf nimmt ja auch 'n Großteil unseres Lebens ein, auch unseres Alltags natürlich, ne? Wir sind ja doch, wenn man so den Tag überguckt, doch viele Stunden mit unserem beruflichen Umfeld beschäftigt und in Kontakt, dass das prägt, gerade über die Jahre? Also da, da muss man sich glaube ich nichts vormachen. Also ich bin jetzt über zwanzig Jahre Anwältin und da muss man auch sagen, das geht ja auch nicht spurlos an einem vorbei? Also ich bin jetzt wenig in Ihrem Bereich tätig, also ich mach wenig Strafrecht, also ich mache nur Medizinstrafrecht. Das sind ja ganz ausgewählte Delikte, sage ich jetzt mal nur. Aber wenn ich mich zum Beispiel mit so Strafverteidigerkollegen vergleiche, die jetzt beispielsweise nur im Sexualstrafrecht unterwegs sind oder die nur schwere Raubkörperverletzungsdelikte machen oder, oder sonstige Geschichten, das ist schon 'n riesen Unterschied einfach zu den Kollegen, die im Wirtschaftsstrafrecht agil sind. Also deswegen muss man, muss man auch da natürlich wieder 'n bisschen differenzieren. Aber ich glaube eben grundsätzlich ist es auch normal, dass uns unser Beruf dann einfach so prägt wie er das, wie er das tut.
(Clarissa Pfaff) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, ich frag am Ende des Gesprächs immer noch sehr gerne danach, ob diejenigen... Daher die Frage auch an Sie so was wie 'n Lebensmotto haben, was sie, was sie begleitet hat und was Sie teilen mögen.
(Clarissa Pfaff) Ja, also grundsätzlich, ein konkretes Lebensmotto in dem Sinne habe ich nicht, wobei ich mir damals gesagt habe, genau jetzt ist immer der richtige Moment. Und da habe ich mich jetzt vor der Aufnahme mit dem Podcast tatsächlich noch mal daran erinnert. Ich glaube, es gibt einfach Situationen, wo wir Chancen verpassen, weil wir zu lange abwarten und weil wir uns absichern wollen und weil wir noch mal drüber nachdenken, ob das jetzt wirklich das Richtige ist. Und ich glaube und ja, der Erfahrung nach oder meiner Erfahrung nach kann ich sagen, viele gute Dinge entstehen einfach nicht, weil man das perfekt alles durchgeplant hat bis in den letzten Moment, sondern einfach, wenn man mal den Mut hat Ja zu sagen und Dinge anzufangen und auszuprobieren und vielleicht auch zu sagen: „Mensch, ich habe das ausprobiert, das ist nicht das Richtige." Aber auch das ist 'ne ganz wertvolle Erfahrung und das ist was, was ich auf jeden Fall unterstreichen würde.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, find' ich, find' ich spannend, weil das habe ich tatsächlich auch schon jetzt nicht mit diesem, mit diesem Motto sozusagen, aber ganz oft gehört, dass Leute sagen, man muss einfach insgesamt mutiger sein. Man muss vielleicht auch spontaner sein, so wie Sie das auch gesagt haben. Vielleicht gibt es nicht den idealen Zeitpunkt für irgendwas, ne? Also vielleicht muss man einfach sagen, man macht es jetzt und jetzt ist immer der richtige Zeitpunkt, weil der ideale kommt sowieso nicht. Also das, ja, kommt mir sehr bekannt vor, muss ich sagen. Es erinnert mich immer so 'n bisschen auch daran, dass manchmal Leute, so wie Sie's gesagt haben, Chancen verpasst haben, weil sie auf diesen vermeintlich richtigen Zeitpunkt gewartet haben oder weil sie gesagt haben, es ist noch zu früh für irgendwas und dann ist es irgendwann zu spät.
(Clarissa Pfaff) Ja. Und das ist schwierig, diesen Moment für sich selbst ja, dann abzupassen, wann es wirklich genau dieser Ideale ist. Von daher... Ausprobieren, machen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, einfach machen, sich einfach auf den Weg machen, so wie Sie gesagt haben. Und dann entsteht der Weg beim Gehen vielleicht auch wirklich an der einen oder anderen Stelle? Ja.
(Clarissa Pfaff) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Sehr schön. Ja, also ich denke, das ist immer wieder, also für mich auch spannend. Ich hab ja nun durchaus schon das eine oder andere Gespräch geführt und, und nehme das immer auch wieder mit, weil ich immer denke, auf der einen Seite hat man natürlich schon Dinge, die sich, die sich so 'n Stück weit wiederholen, ne? Und das ist so ein Part, das immer wieder gesagt wird, ne, kleinschrittig denken in so 'nem Studium, nicht nur den Fokus sozusagen aufs Ziel gerichtet haben, sondern auch auf die Ziele dazwischen, auf die Zwischenziele, sich da so 'n bisschen auch nicht überfordern, aber im Zweifel auch einfach mal machen, einfach mal ausprobieren. Und selbst wenn man dann vielleicht feststellt, hat nicht so funktioniert, ist es ja vielleicht doch nicht so 'n großes Drama, wie sich das anfühlt, sondern dann hat man's wenigstens mal ausprobiert und kann sagen, okay, passt für mich nicht aus den und den Gründen, aber wenn man's nie ausprobiert, dann bringt man sich ja auch um so eine Erfahrung dann letztendlich.
(Clarissa Pfaff) Ja, definitiv.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, dann bedanke ich mich ganz, ganz herzlich bei Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, dass Sie uns ein bisschen berichtet haben aus Ihrem Studium ein bisschen Einblick gegeben haben. Das ist immer ganz toll. Herzlichen Dank dafür. Und ja, dann wünsche ich Ihnen…
(Clarissa Pfaff) Herzlichen Dank für die Einladung.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) …wie auch immer es bei Ihnen weitergeht, natürlich ganz viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg, wo auch immer er Sie hinführen mag. Und, ja, wir freuen uns, wenn wir das dann auch irgendwann noch mal mitkriegen, natürlich, wo's, wo's Sie hin verschlagen hat, wo's hingegangen ist für Sie. Aber ich denke, so wie ich Sie hier erlebt habe, bin ich mir ganz sicher, Sie, Sie machen Ihr Ding schon, weil Sie wissen, ja, der richtige Zeitpunkt ist jetzt und probieren das einfach aus. Und ich glaube, das ist ein, eine sehr pragmatische Herangehensweise, die Sie, die Sie mit Sicherheit zum Ziel führen wird. Insofern ganz viel Erfolg dabei und behalten Sie sich das einfach bei. Ich glaube, es ist 'ne gute Idee.
(Clarissa Pfaff) Vielen lieben Dank. Vielen Dank für die Einladung und danke für das nette Gespräch und die netten Worte.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Sehr gerne. Und an der Stelle auch wieder der Hinweis, wenn es jemanden gibt, der auch mal Lust hat, Einblick zu geben in das was so das Studium ausgemacht hat und wo's danach hingegangen ist, dann freuen wir uns natürlich immer auf einen entsprechenden Hinweis. Und wenn man das nicht selber ist, sondern vielleicht einfach jemanden kennt, von dem man glaubt, da wäre man 'n spannender Gesprächspartner, dann gilt das natürlich genauso. Vielen Dank.

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