Transkript Alumnus Malte Vetterling
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, herzlich willkommen zu einer neuen Folge mit einem neuen Gesprächspartner. Ich freue mich sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben und würd Sie bitten, dass Sie sich einfach einmal selber vorstellen. Was muss man über Sie wissen?
(Malte Vetterling) Ja, mein Name ist Malte Vetterling und ich bin mittlerweile zweimaliger Absolvent eines HFH-Studiums, ehemaliger Mitarbeiter der HFH und seit ganz kurzer Zeit auch Honorardezent an der HFH. Schon in der Schule hatte ich Lust, Maschinenbau zu studieren. Das hat nicht so ganz geklappt. Es ist Wirtschaftsingenieurwesen geworden. Ich hab vorher noch eine Ausbildung in der Zerspanungstechnik gemacht. Also meine Begeisterung für Technik hat mich eigentlich mein ganzes Leben schon begleitet und das sowohl in der Ausbildung als auch im Studium. Und ich fahre viel Fahrrad. Ich geh sehr gerne auf Musikfestivals. Ich bin gerade vom Deichbrand zurückgekommen und nächste Woche geht's nach Wacken.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Das ist doch schon mal sehr schön. Ja, vielen Dank für Ihre Vorstellung. Da haben wir, glaub ich, schon mal eine ungefähre Idee, was sich hinter Ihrem Namen verbirgt. Und was uns natürlich ganz besonders in dieser Reihe interessiert, ist so ein bisschen die Fragestellung: Man entscheidet sich ja für ein Studium und man hat ja wahrscheinlich so eine ungefähre Vorstellung, oder vielleicht auch eine Hoffnung oder Wünsche, was sich dahinter verbirgt, und stellt dann möglicherweise ganz am Anfang oder auch gegen Ende fest, ob das so übereinstimmt. Also haben sich Ihre Erwartungen an das Studium erfüllt oder lief das alles ganz anders, als Sie sich das so gedacht hatten?
(Malte Vetterling) Meine Erwartung an das Studium... Ich fange anders an: Ich wollte eigentlich Maschinenbau studieren und dann hab ich mir ja das Fernstudium an der HFH ausgesucht. Und als ich angefangen hab zu studieren, gab es nur das Wirtschaftsingenieurwesen. Und dann hab ich mir kurz überlegt, hm, ja, ist eigentlich gar nicht so schlecht, denn auch Maschinenbauingenieure haben irgendwann einen Bürojob und arbeiten zu einem ganz großen Teil in privatwirtschaftlichen Unternehmen und müssen sich irgendwie mit der ökonomischen Seite ihres Berufs "on the Job" beschäftigen. Und wenn ich das im Studium schon zu einem Teil mitmache, dann wird mir das sicherlich sehr viel helfen. Und genau diese Erwartung, dass mich das sehr viel weiterbringen wird, die hat sich erfüllt. Denn ich hab auch Freunde, die im Maschinenbau ihren Abschluss gemacht haben, und die müssen sich tatsächlich on the Job nach dem Studium ökonomisches Know-how und ökonomische Methodik aneignen. Und das bleibt mir zu einem großen Teil erspart, weil ich die, zumindest die theoretischen Grundlagen, aus dem Studium schon mitgenommen habe. Die Erwartung hat sich auf jeden Fall erfüllt. Die Erwartung an meinen Beruf, den späteren, die hat sich nicht so richtig erfüllt, aber da bin ich überhaupt nicht traurig drum, denn den Beruf, den ich jetzt mache, mache ich auch sehr gerne.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Vielleicht mögen Sie uns noch mal so ein bisschen erzählen: Was machen Sie ganz genau beruflich?
(Malte Vetterling) Jetzt grade bin ich im Einkauf bei einem Servicestandort für die Wartung und Instandsetzung von Aircraft-Support-Pools. Und da bin ich hauptsächlich betraut mit Ersatzteilbeschaffung und Fremdvergabe von externen Dienstleistungen. Und das Unternehmen stellt Ground-Support-Equipment und Aircraft-Tooling her. Also alles, was an einem Flugzeug während der Wartung und auch Montage eines Flugzeugs an großen Geräten gebraucht wird. Hebevorrichtungen für die einzelnen Sektionen eines Flugzeugs oder Triebwerkstransportstände, also Stände, auf denen Triebwerke während der Wartung abgelegt werden und während des Transports, und auch Hebezeuge, mit denen Triebwerke von der Tragfläche abgehoben werden. Solche Equipments stellt dieses Unternehmen her und ich bin an einem Standort, wo diese Equipments von den Airlinern und Fluggesellschaften zurückkommen, um gewartet zu werden. Und da sitz ich im Einkauf und kümmer mich maßgeblich um Ersatzteilbeschaffung.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und jeder, der schon mal geflogen ist, weiß ja, welch Katastrophe es ist, wenn irgendwas gebraucht wird, was nicht vor Ort ist.
(Malte Vetterling) Genau, das nennt sich dann Aircraft-on-Ground und ist bei uns der Alarmfall.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und so Leute wie, wie Sie sorgen dann dafür, dass das möglichst nicht so oft passiert und wenn es passiert, möglichst nicht so lange andauert?
(Malte Vetterling) Genau, deswegen ist bei uns im Service auch nicht, wie sonst in vielen Einkaufsabteilungen, der Preis Priorität Nummer eins, sondern die Lieferzeit.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, das ist ja spannend. Und erzählen Sie mal so aus Ihrem Studium. Sie haben ja Bachelor studiert und auch noch den Master, wenn ich das richtig weiß. Wenn Sie jetzt so mal zurückblicken, gab es Module, die Sie geliebt haben und welche, die Sie ganz gruselig fanden?
(Malte Vetterling) Sehr gerne mochte ich die Werkstofftechnik, die Fertigungstechnik und auch einige andere technische Module. Im Masterstudium war, fand ich, die Robotik unglaublich spannend, auch wenn ich da... Also da hab ich nicht so viel draus mitgenommen, weil ich es leider nicht so sehr brauchte, aber Fertigungstechnik und Werkstofftechnik ist, war sehr dicht an dem, was ich zu dem Zeitpunkt noch beruflich gemacht hab. Das fand ich sehr spannend. Wo ich sagen muss, da hab ich mich durchgequält, war zum Beispiel die Wirtschaftsinformatik. Nicht, weil ich die Informatik so grausam finde, sondern weil die Wirtschaftsinformatik, beziehungsweise die Gestaltung des Moduls und der Studienbriefe Wirtschaftsinformatik, und mein Lese- und Lernstil nicht gut zusammenpassten. Ich kann gar nicht genau sagen, warum, aber da hab ich mich durch die Studienbriefe durchgequält und mit Ach und Krach diese Klausur einigermaßen in Ordnung abgeschlossen.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Na ja, aber vielleicht ist es auch ganz normal in einem Studium, dass es so ein Fach oder ein Modul gibt, wo man sich ein bisschen schwertut, oder?
(Malte Vetterling) Ja. Und ich war auch schon sehr glücklich, dass es eigentlich war es nur dieses eine war, wo ich wirklich, partout keine Lust mehr drauf hatte, aber trotzdem durch musste. Alles andere, da konnte ich mich entweder irgendwie mit arrangieren oder es hat mir große Freude gemacht.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Oh, ich meine, das ist doch ein sehr positives Fazit.
(Malte Vetterling) Genau.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und erzählen Sie mal, als Sie Ihren Bachelor abgeschlossen hatten, war für Sie da von vornherein klar, dass Sie noch einen Master dranhängen mussten oder wollten? Oder war das eine Entscheidung, mit der Sie sich schwergetan haben?
(Malte Vetterling) Also in meinem ersten Mastersemester hab ich noch an meiner Bachelorarbeit geschrieben. Also ja, es war klar, und eigentlich schon, als ich den Bachelor begonnen habe. Also ich mach mir ungern so feste Pläne, weil es doch immer mal anders kommen kann, als man eigentlich denkt und dann entwickelt man sich doch in eine andere Richtung. Aber wenn ich an etwas Freude hab, dann bin ich eigentlich auch mit Ehrgeiz dabei und ziehe es auch durch. Und ich hab den Gedanken gefasst, Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren und dann war eigentlich auch die ganze Zeit mehr oder weniger, mal mehr, mal weniger, klar, dass ich auch den Master noch studiere.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und ist der Master für Ihre jetzige Tätigkeit auch Voraussetzung?
(Malte Vetterling) Nein, nicht mal der Bachelor. Obwohl, also ich, werde demnächst die Position wechseln aus dem operativen Einkauf in den strategischen Einkauf und in das Personaltraining und da werden nahezu nur Hochschulabsolventen eingestellt. Aber der Master wäre keine Voraussetzung. Den hab ich nicht für den Beruf gemacht, sondern weil ich das gerne wollte.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und haben Sie das auch so erlebt? So höre ich das hier in dieser Runde jedenfalls ganz häufig, dass Leute sagen: Also der Bachelor, das war schon sehr schwierig gewesen, auch gerade vielleicht, wenn man jetzt nicht direkt nach dem Abitur studiert, sondern erst ein bisschen raus ist aus diesem Lernprozess, wird häufig berichtet, dass man sich schwergetan hat, wieder in dieses Lernen hineinzukommen, in diesen Prozess. Und dass der Master eigentlich danach nicht als die ganz große Herausforderung empfunden wurde. Jetzt nicht in dem Sinne, dass das ein Selbstläufer war, aber in dem Sinne, dass es einfach ein guter Anschluss war, weil man ja ohnehin einmal in diesem Prozess des Lernens wieder so ein bisschen geübt war. War das bei Ihnen auch so?
(Malte Vetterling) Also ich kann die Argumentationskette sehr gut nachvollziehen. Bei mir war es allerdings nicht so, weil ich die Ausbildung eigentlich nie verlassen hab. Ich bin vom Abitur mit einer kurzen Unterbrechung in die Ausbildung, also in die dreieinhalbjährige, zweieinhalbjährige Lehre gegangen. Und direkt im Anschluss an die Lehre habe ich nebenberuflich angefangen, den Bachelor zu studieren und direkt im Anschluss den Master. Also ich hab nie aufgehört mit dem Lernen. Deswegen sind meine persönlichen Erfahrungen da deutlich andere als die von anderen Fernstudenten.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Aber war es bei Ihnen so, dass Sie, dass Sie das Gefühl hatten, der Master, dafür haben Sie sich ja ganz bewusst entschieden, der war auch so ein sinnvoller Anschluss? Oder hatten Sie das Gefühl, dass es jetzt wirklich noch mal schwieriger wird im Master, als es im Bachelor war?
(Malte Vetterling) Also ich hab gemerkt, dass einige Module auf jeden Fall in ein Masterstudium gehören und nicht in ein Bachelorstudium, weil es deutlich anspruchsvoller war. Grade die mathematischen Module waren einfach ein anderes Level im Master. Aber ich hatte nicht das Gefühl, ich muss kämpfen, um durch den Master zu kommen.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Das ist doch ein gutes Signal und eine gute Aussage vielleicht für die all denjenigen, die jetzt so ein bisschen überlegen, soll ich noch den Master machen oder nicht und vielleicht auch unsicher sind, ob sie das schaffen, dass man... Deswegen find ich das hier auch immer so schön, wenn das von Leuten wie Ihnen kommt, weil es ja einfach sehr authentisch ist, wenn so jemand wie Sie berichtet und sagt, ja, das war schon anspruchsvoll und das gehört ja auch dazu, aber es war einfach machbar.
(Malte Vetterling) Ja, also wer durch den Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen gut durchkommt und sich nicht irgendwo durchmogeln muss, der kann mit dem, was er im Bachelor lernt an der HFH, auch durch den Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der HFH kommen.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, das ist doch eine gute Aussage, das macht doch Mut. Wo geht es denn für Sie sozusagen jetzt noch weiter beruflich? Also Sie haben eine Ausbildung gemacht, Sie haben einen Bachelor geschafft, Sie haben einen Master geschafft. Gibt's noch irgendwas sozusagen in diesem Bildungsbereich, was Sie für sich noch so erreichen wollen oder was Sie noch anstreben?
(Malte Vetterling) Jetzt grade studiere ich ja wieder an der HFH und zwar bin ich immatrikuliert im Bachelorstudiengang Psychologie, weil es mich unfassbar doll interessiert. Und das macht mir bis jetzt ganz großen Spaß. Hab jetzt das erste Semester auch schon durch. Und was ich damit später mal anfangen kann, ob ich das in meine berufliche Laufbahn mit einbaue, das kann ich noch nicht sagen. Erst mal mache ich das, weil ich da Spaß dran hab. Also ich hab beim Studieren auch einen unfairen Vorteil: Ich hab einfach schon am Studieren so sehr viel Spaß.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, aber das ist ja nicht unfair. Also ich weiß... dass ist ja einfach ganz toll, wenn Sie sagen, ich interessiere mich dafür und hab da vielleicht auch einen leichten Zugang. Und wenn man jetzt mal so ein bisschen strategisch guckt, könnte ich mir ja schon vorstellen, dass so jemand, der Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat und dann noch psychologische Kenntnisse aus einem Psychologie-Studium mitbringt, dass es ja eigentlich eine ganz tolle Ergänzung ist, oder?
(Malte Vetterling) Ja, das macht die Interdisziplinarität, die das Wirtschaftsingenieurstudium ja für sich in Anspruch nimmt, noch mal eine ganze Ecke breiter.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, und das macht, glaube ich, auch so eine Bewerberpersönlichkeit einfach wahnsinnig interessant, wenn er sozusagen zwei Dinge vereint, die man jetzt vielleicht auf den ersten Blick nicht so unbedingt zusammen sieht, nämlich zwei Studiengänge, die jetzt doch ein bisschen weiter auseinanderliegen.
(Malte Vetterling) Ja, das, also, kann ich mir auch vorstellen, dass, sollte ich noch mal Bewerbungen schreiben, das genau das ein sehr, ein markanter Punkt in meinem Lebenslauf ist.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, definitiv. Also ich bin seit zwanzig Jahren selbstständig und hab also viele Lebensläufe gelesen und finde immer, wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich das nicht habe... ich finde immer Bewerber so wahnsinnig spannend, die nicht so sind, wie man es erwartet. Also die nicht so einen langweiligen Lebenslauf haben, wie ich das beispielsweise habe.
(Malte Vetterling) Ja. Wenn man mit dem Bewerber oder der Bewerberin auch ein Gespräch führen kann über den Lebenslauf und nicht die Antworten schon kennt, ne.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, aber wenn auch so ein Lebenslauf nicht so langweilig ist. Also wissen Sie, meiner ist total langweilig und total unspektakulär. Ich hab das alles so hintereinander weg gemacht, immer schneller, als ich's hätte machen müssen, hab die Dinge immer so abgehakt.
(Malte Vetterling) Okay.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Hab sie dann auch immer sehr gut gemacht, aber auch total langweilig. Und im Nachhinein denke ich immer so, es ist eigentlich schade, weil man hätte vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen mehr rechts und links mal gucken sollen.
(Malte Vetterling) Also ich hab an der ein oder anderen Stelle rechts und links geguckt. Ich war ja..., also habe Zerspanungsmechaniker gelernt und die nächste Anstellung war in der Projektdienstleistung bei Airbus auf dem Werk. Also nicht bei Airbus angestellt, sondern bei einem Projektdienstleister von Airbus. Und dann habe ich eine Abbiegung in die Lehre genommen, war kurz an der HFH als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Und ich muss sagen, dieses rechts und links schauen, wie Sie es bezeichnen, das hat unfassbar viel mit meinem Erfahrungsschatz gemacht. Das ist sehr wertvoll, mal aus der Tunnel-Berufslaufbahn rauszukommen. Also ja, das, was Sie eigentlich grade gesagt haben, kann ich auf jeden Fall bestätigen. Es ist wertvoll, mal rechts und links geschaut zu haben.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und jetzt sind Sie Lehrbeauftragter, nicht?
(Malte Vetterling) Ja, also ich habe noch, ich bin [es] jetzt erst seit diesem Monat, also ich hab noch keine Veranstaltung gehabt, habe bis jetzt nur Klausuren korrigiert. Und Susanne Romanowski hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, einen Lehrauftrag in der Werkstofftechnik zu übernehmen. Da hab ich gesagt, ja, gerne, mache ich, hab ich Lust drauf. Ich hab große Lust darauf, vor Studierenden zu stehen, weil ich habe jetzt sehr, sehr viel mir Wissen angeeignet und ich habe nicht nur Spaß daran, mir das anzueignen, sondern auch ganz großen Spaß daran, das weiterzugeben. Und ich freue mich immer, wenn ich gefragt werde, eine Antwort geben kann und dann auch positives Feedback kriege.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Muss man vielleicht einmal ganz kurz erklären, weil uns ja nicht nur Leute aus Hamburg hören, Susanne Romanowski ist hier die Studiumzentrumsleitung, die Sie eben aus Ihrem Studium kennen und die Sie dann als Lehrbeauftragten quasi akquiriert hat, nicht?
(Malte Vetterling) Genau, genau so ist es.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Aber ich glaube, Sie sind ein toller Lehrbeauftragter, weil Sie einfach, wenn Sie sagen..., Sie hatten Spaß am Studium und Sie haben Spaß daran, Dinge weiterzugeben, Fragen zu beantworten. Dann sind es, glaube ich, immer die allerbesten Voraussetzungen. Also ich hab die Erfahrung gemacht nach zwanzig Jahren Lehre, dass immer die Leute besonders gut sind, die einfach Lust dazu haben, die für ihr Thema brennen, die sich dafür begeistern können und die eben eine Lehrveranstaltung dann auch so gestalten können, dass es möglichst kurzweilig ist. Und das ist ja nicht immer einfach, das wissen wir alle. Also in meinem Fall, so mit juristischen Themen, das ist einfach nicht so spektakulär.
(Malte Vetterling) Ja.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Das ist trocken, das ist komplex, das ist auch anstrengend. Aber trotzdem sind die Leute gut, die irgendwie für ihr Thema brennen und die da Lust zu haben und die das dann auch anschaulich vermitteln können. Deswegen hab ich bei Ihnen ja nun überhaupt gar keine Zweifel, dass das gut wird.
(Malte Vetterling) Das macht Mut, vielen Dank!
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, und im Zweifel ist es ja einfach so, auch Lehre muss man lernen, nicht? Auch das ist Erfahrung und ich glaube, je länger man das macht, desto routinierter wird man. Man wird jetzt nicht zwangsläufig immer besser, aber man wird natürlich routinierter auch im Umgang mit bestimmten Situationen. Aber erfahrungsgemäß ist es ja auch so, dass jede Gruppe wieder ein bisschen anders ist und deswegen kann ich auch sagen, mit jeder Gruppe lernt man irgendwie Neues dazu. Und am Anfang hatte ich immer so ein bisschen den Anspruch, ich wollte immer möglichst viel beibringen, möglichst viel vermitteln. Und je länger ich das dann gemacht habe, desto mehr hab ich es dann eigentlich zusammengestrichen und gesagt, es kommt gar nicht so sehr drauf an, dass man möglichst viel vermittelt, sondern es kommt, jedenfalls in meinem Fach, das ist ja dann auch immer unterschiedlich, aber in meinem Fach, eher darauf an, dass man es so weit vereinfacht, so weit runterbricht auf die Basics, dass wirklich alle mit Mehrwert da rausgehen können. Und das war immer mein Anspruch. Wollte immer, dass die Leute schlauer sind nachher als vorher und dass sie so ein bisschen die Scheu vor dem Fach verlieren. Und wenn man das schafft durch eine lebendige Gestaltung und durch ein paar Beispiele, die so griffig sind, sich selber dabei nicht so ernst nimmt, dann glaube ich, kann man auch jede Gruppe für sich gewinnen.
(Malte Vetterling) Ja, ich ich denke auch. Also, man kann sich natürlich vor eine Gruppe stellen und ganz, ganz viel Stoff runterbeten. Wenn davon dann aber am Ende gar nichts hängen bleibt, dann hat niemand was davon gewonnen. Und wenn ich mich aber vor eine Gruppe stelle und mir entweder Basics oder ein paar Themen vertieft vornehme, die ich dann so vermittle, dass danach auch der Rest oder die ganze Gruppe der Lernenden was mitnimmt, dann ist das doch einen viel größerer Erfolg, auch wenn ich vielleicht einige Themen ausgespart habe oder einige spezielle Sachverhalte nicht behandelt habe. Ich vermittle doch lieber ein bisschen was gut, als alles schlecht.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, und im Zweifel kriegt man das ja auch sehr schnell auch über die Evaluation dann rückgemeldet. Also wenn jetzt so eine Gruppe... Also meistens ist es ja so, dass sehr ehrlich evaluiert wird und wenn man bei so einer Gruppe dann irgendwie so eine Rückmeldung bekommt, dann kann man das ja beim nächsten Mal auch entsprechend berücksichtigen. Und so entwickelt man sich ja auch als derjenige, der lehrt, immer weiter. Und von daher ist es natürlich, wie gesagt, immer ein bisschen Erfahrung. Aber ich finde, gerade am Anfang, wenn man noch so ganz frisch dabei ist, das sind ja auch immer Lehrbeauftragte, die dann auch noch so... die geben sich ja auch wahnsinnig viel Mühe. Die wollen ja auch ganz viel rüberbringen und wollen alles richtig machen und sind ja auch sehr stark in der Interaktion mit so einer Gruppe. Also von daher ist es doch gerade, wenn jemand anfängt für Gruppen, finde ich, auch immer ein Geschenk.
(Malte Vetterling) Ja, also ich freue mich auf jeden Fall darauf, das erste Mal so eine Veranstaltung für Studierende der HFH zu geben. Ich bin sehr gespannt, was kommt. Ich hatte schon die Gelegenheit, mich mit der Modulbeauftragten zu unterhalten und hatte auch noch die Gelegenheit, mich mit dem ehemaligen Lehrbeauftragten über seine Erfahrungen auszutauschen. Das war auf jeden Fall sehr hilfreich, aber jetzt muss ich mich einfach nur noch gut vorbereiten und dann hoffentlich auf eine gute Veranstaltung freuen.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, aber wenn Sie schon mit der Modulverantwortlichen gesprochen haben und mit dem ehemaligen Lehrbeauftragten, dann haben Sie ja schon mal eine gute Basis. Da wissen Sie, worauf es ankommt, was in der Vergangenheit so gelaufen ist. Das ist doch schon mal ein ganz prima Anfang.
(Malte Vetterling) Ja, und selbst studiert habe ich das Modul ja auch irgendwann mal.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, und Sie können dann auch selber aus eigener Erfahrung eben immer wieder berichten, ob Ihnen das Modul vielleicht besonders viel Spaß gemacht hat oder auch schwergefallen ist. Wie auch immer können Sie das ja rückmelden und daraus dann ja auch vielleicht Ihre ganz persönlichen Schwerpunkte in der Vermittlung des Stoffs dann legen.
(Malte Vetterling) Ja.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ist eine spannende Zeit.
(Malte Vetterling) Ja, auf jeden Fall. Es passiert gerade sehr viel.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Das ist doch gut. Ja, wir kommen auch so ganz langsam zum Ende. Aber was mich immer interessiert, ist... wenn Sie jetzt so an diejenigen denken, die das hören und vielleicht noch mit der Entscheidung hadern, ob man ein Fernstudium überhaupt beginnen soll, ob sich das lohnt, in Anführungsstrichen, ob man sich das zutrauen soll und vielleicht auch an diejenigen denken, die gerade so eine kleine Krise haben, die einfach, was weiß ich, enttäuscht sind, weil es doch mühsamer ist, als man dachte, oder weil vielleicht auch eine Prüfung nicht so gelaufen ist, wie man gehofft hat. Was können Sie denen als Tipp mitgeben?
(Malte Vetterling) Also "lohnen" kann man ja jetzt auf ganz viele verschiedene Weisen interpretieren. Ich mache einfach mal zwei Interpretationsansätze, und zwar der eine: Der akademische Abschluss öffnet einem einen gläsernen Karrieredeckel, den man vorher vielleicht nicht durchdringen kann. Daher lohnt es sich auf jeden Fall. Und für diejenigen, die Spaß dran haben, Neues zu lernen, lohnt es sich auch. Egal, wie weit man damit beruflich irgendwann kommt, man lernt einfach neue Dinge. Andererseits ist ein Fernstudium natürlich etwas, was man on top macht und jeder, der vor dem Studium, dem Studienantritt, irgendwie zögert, dem würde ich empfehlen: Auf jeden Fall versuchen! Dafür hat die HFH ja auch so einen Probemonat, und wer dann im ersten Semester zweifelt und schon kämpft und im zweiten Semester auch nicht vorankommt, dann hat man es wenigstens probiert. Aber vorher zweifeln und dann nicht probieren, halte ich für eine schlechte Entscheidung, weil man an dieser Entscheidung womöglich noch sehr lange dann wiederum zweifelt, ob es die richtige war, das Fernstudium nicht anzufangen. Aber es ist eben auch sehr viel Arbeit. Das muss einem vorher klar sein und es wird nicht weniger Arbeit. Also wer sich für das Fernstudium entscheidet und schon im ersten Semester mit dem Workload nicht zurechtkommt, für den ist es wahrscheinlich nichts. Wer vorher zweifelt und gar nicht erst anfängt, der hat womöglich eine Entscheidung getroffen, die er bereut.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Das klingt für mich so ein bisschen nach: einfach probieren.
(Malte Vetterling) Ja, auf jeden Fall. Erstmal probieren, dann kann man danach immer noch sagen, ich hab's wenigstens versucht. Aber auch nicht mit falscher Erwartung reingehen. Es ist sehr viel Arbeit.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Und haben Sie ein Lebensmotto?
(Malte Vetterling) Ehrlich gesagt, nein. Also, ich könnte kein Lebensmotto in so ein paar kurze Sätze zusammenfassen. Aber was ich dazu vielleicht sagen kann, ist: Ich habe, irgendwann mal, habe ich den Plan gehabt, Maschinenbauingenieurwesen zu studieren und ich hatte da auch eine relativ genaue Vorstellung, wo ich dann als Ingenieur in der Konstruktion arbeiten wollte und wie mein Leben aussehen sollte und es kam irgendwie ganz vieles immer anders. Und alles das, was anders kam... Ich hätte auch vor fünf Jahren nicht gedacht, dass ich mich mal in das Berufsfeld Einkauf so verliebe. Und deswegen mache ich mir ungern so langfristige, feste Pläne. Ich bin da etwas opportunistischer geworden. Ich nehme Gelegenheiten, also so was wie jetzt den Einkauf oder den Lehrauftrag, das nehme ich einfach gerne an, nehme ich gerne wahr und meistens kommt es anders, als man es geplant hat und wird trotzdem irgendwie gut.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, das ist ja auch ein wunderbares Schlusswort. Und das spricht ja auch vielleicht für eine gewisse Leichtigkeit und vielleicht auch für eine gewisse Offenheit, Dinge einfach auch mal auf sich zukommen zu lassen und vielleicht gar nicht hinter so einem ganz starren Plan irgendwie hinterher zu hecheln.
(Malte Vetterling) Ja, also ob sich der Plan dann am Ende genau so lohnt, wie man sich das vorgestellt hat, die Frage kann man immer erst hinterher beantworten. Und wenn ich dann zehn Jahre auf einen Plan hingearbeitet hab und mit dem Ergebnis doch nicht so ganz zufrieden bin, dann ist das eine ganz schön tragische Geschichte, die ich zu erzählen hab.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Aber das ist doch gut. Also dann, dann nehmen wir das einfach auch mal so mit. Offen sein für Gelegenheiten und sie dann, wenn sie sich bieten, auch nutzen. Und ansonsten vielleicht auch tatsächlich gar nicht so ganz planvoll vorzugehen, ist manchmal auch eine gute Idee.
(Malte Vetterling) Ja, also man soll die Dinge erledigen, die man sich jetzt gerade vorgenommen hat, aber der langfristige Plan kommt eh anders.
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, Herr Vetterling, dann danke ich Ihnen ganz herzlich, dafür, dass Sie sich zu dieser späten Stunde noch die Zeit genommen haben für das Gespräch und wünsche Ihnen natürlich für Ihren ersten Lehrauftrag alles, alles Gute! Dass das genau so klappt, wie Sie sich das vorstellen. Und natürlich für alles, was Sie sonst noch planen, sprich Ihren Bachelor Psychologie, ganz viel Erfolg.
(Malte Vetterling) Ja, vielen Dank und vielen Dank auch für die Gelegenheit. Das hat mir großen Spaß gemacht!
(Prof Dr Birgit Schroeder) Ja, sehr gerne.