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Transkript Berufspädagogik im Dialog – Wann ist man eine gute Lehrkraft?

(Marina Schnabel) Liebe Studierende, ich begrüße Sie herzlich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HFH in den Studiengängen Berufspädagogik. Bei mir im Podcast ist Professor Benjamin Bohn. Er ist Studiengangsleitung für den Masterstudiengang Berufspädagogik. Hallo Benjamin. Liebe Studierende, stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der S-Bahn und neben Ihnen unterhalten halten sich zwei Jugendliche über den heutigen Unterricht in der Berufsfachschule und über ihre Lehrerinnen. Die Bewertungen über die Lehrkräfte gehen weit auseinander und auch über die Unterrichtsmethoden sind die beiden Auszubildenden ziemlich unterschiedlicher Meinung. Die Klassenlehrerin scheint sehr beliebt zu sein. Sie hat einen guten Bezug zu jedem ihrer Auszubildenden und gestaltet den Unterricht wohl sehr abwechslungsreich. Auch die stellvertretende Schulleitung kommt gut weg. Sie setzt viele verschiedene digitale Tools im Unterricht ein und lässt den Auszubildenden viel Freiraum beim Einsatz von Handys und Tablets im Unterricht. Aber sie achtet auch auf Pünktlichkeit und Verbindlichkeit von Absprachen. Der eine Auszubildende meint, heute hätte er nicht so richtig was gelernt. Irgendwie versteht er nicht, was der Unterricht heute mit seinem Pflegealltag im Pflegeheim zu tun hätte. Lauter Gesetze. Er will ja nicht Jurist werden, sondern Pflegekraft. Und wozu hat man denn eine Einrichtungsleitung? Eine ganz alltägliche Situation. Zwei Auszubildende unterhalten sich über ihre Ausbildung und den Unterricht und ob sie was gelernt haben. Die Lehrkräfte spielen dabei wohl eine zentrale Rolle für den Lern- und Ausbildungserfolg. Aber ist das wirklich so? Über diese sehr spannende Fragestellung möchte ich mich heute mit Professor Bohn unterhalten, nämlich über die Frage, was eine gute Lehrkraft ausmacht. Lieber Benjamin, zum Einstieg gleich wieder eine persönliche Frage an dich: Kannst du dich denn erinnern, ob du in der Schule einen Lieblingslehrer, eine Lieblingslehrerin hattest? Wie war er beziehungsweise sie? Würdest du sagen, du hast bei ihm oder ihr gut und gerne gelernt? Und warum war das so? Oder war es eben nicht so?
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Ja, das ist eine sehr gute Frage, mit der ich lang, lang, lang jetzt überlegt habe, was ich darauf überhaupt sagen kann. Ich glaube, ich habe nie... Und ich habe ganz, ganz viele Lehrer im Kopf, die ich jemals in meinem Leben hatte. Ich glaube, ich hatte nie den Lieblingslehrer oder die Lieblingslehrerin. Ich kann lediglich von denen berichten, mit denen ich gut klargekommen bin und mit denen ich weniger gut klargekommen bin. Und gut klargekommen bin ich immer mit den Lehrenden, die sich mit mir auf Augenhöhe begeben haben. Also immer die, die mich da abgeholt haben, wo ich bin, auch in meinen schlechteren Phasen, in meinem Erwachsenwerden, sage ich mal, und wo vielleicht Schule jetzt nicht Priorität Nummer eins war und weniger gut klargekommen bin ich mit den Lehrenden, die dieses klassische Lehrerrollenbild vermittelt haben. Also ich kann mich da an einen Geschichtelehrer von mir erinnern, der schon älteres Semester war und dementsprechend vorne gesessen ist und aus dem Geschichtsbuch vorgelesen hat. Und das ganz toll fand nur ich halt nicht. Und da war ich sehr viel mit anderen Dingen beschäftigt, mit dem zuzuhören. Jetzt auf der anderen Seite, die Lehrer, die ich hatte, auch in meinen schwächeren Fächern – und da muss ich zugeben, Mathematik beispielsweise ist ein sehr schlechtes Fach von mir gewesen. Und wenn die mit mir auf Augenhöhe gesprochen haben und entsprechend mit mir kommuniziert haben, dann hat mir Lernen Spaß gemacht, obwohl ich nie gut in Mathe war oder in Latein. Stell dir mal vor, ich habe Latein gehabt.
(Marina Schnabel) Ich auch. Ich kann mich da sehr gut an den Lehrer erinnern.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Da gab es Licht und Schatten, kann ich sagen.
(Marina Schnabel) Kann ich bestätigen.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Genau, also die Lernatmosphäre war immer wichtig. Hat das ein Lehrer gut hingekriegt, auf so einer Ebene, wo man gedacht hat, man ist auf Augenhöhe und es ist nicht nur dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis, dann hat es mir auch immer Spaß gemacht, auch wenn ich oft daneben lag in meinen Antworten.
(Marina Schnabel) Ja, ich kann mich an mein Diplomstudium Pflegepädagogik gut erinnern. Da gab es eine Hochschullehrerin, das war tatsächlich unsere Dekanin. Die war eine ganz eindrückliche pädagogische Persönlichkeit. Die Geißner hieß die bei uns damals. Wirklich eine Koryphäe, ein Vorbild für uns alle. Und sie hat einfach total faszinierenden Unterricht gemacht. Das einzige Medium war sie und eine Flipchart-Seite vielleicht. Dann konnte sie acht Stunden Lehrveranstaltung halten. Und ich habe mir überlegt: Warum war sie ein Vorbild für mich? Weil sie mich zum Denken angeregt hat. Sie hat Fragen gestellt, auf die wäre ich selbst gar nicht gekommen. Und ich habe lange nachdenken müssen, um eine Antwort zu finden. Und ich würde gerne die Frage an dich auch nochmal stellen: Gab es denn in deinem Studium so einen Hochschullehrer, der dich im Studium angeregt hat und ein Vorbild war? Aber ein Vorbild kann ja auch ein negatives Vorbild sein, muss ja nicht unbedingt nur positiv sein. Wie ging es dir denn da in deinem Studium?
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Also ich habe auch da lange drüber nachgedacht, was ich darauf antworten kann. Ich glaube, dass es viele Personen gegeben hat oder gibt immer noch, die mich beeinflusst haben, wie ich lernen sehe, wie ich lehre sie. Das erste wirkliche Aha-Erlebnis hatte ich tatsächlich – ich habe ja in Esslingen meinen Bachelor studiert, im zweiten Semester Ethik, komischerweise, wo ich das erste Mal bei der Professorin, die dort diese Vorlesung oder diese Veranstaltung gehalten habe, verstanden habe, wie hochschulische Lehre funktionieren kann. Und zwar so diese Abwechslung zwischen Präsenzphasen und Selbstlernphasen. Das hat die durchstrukturiert vom ersten Tag an bis zum letzten Tag, bis letzten Endes zur Prüfungsleistung. Und da habe ich das erste Mal so richtig verstanden: „Ah, so geht das oder so kann das gehen. Und das hat mir sehr gut gefallen, was ich seitdem eigentlich immer so dann gemacht habe. Und jetzt geht es geschleime los. Ich sage es aber trotzdem: Die zweite Person, die mich maßgeblich beeinflusst hat, wie ich Lehre sehe in einer Pflegeschule, war der Markus Mittenzwei, bei dem ich nämlich mein Praxissemester gemacht habe und der mir das erste Mal gezeigt hat, wie das Ganze in einer Pflegeschule funktionieren kann mit 30 Personen, wo vielleicht nicht jeder unbedingt Lust hat auf das, was jetzt gerade – so wie in deinem Beispiel – Lust hat auf das, was jetzt gerade los ist oder mit einer Methode nicht einverstanden ist oder sonst was. Und er hat mir immer gesagt: „Du musst dir immer überlegen: Ist das mein Problem oder ist das denen ihr Problem?" Und das hat mich beeinflusst vom Tag eins, wo ich vor Klassen oder Personen gestanden bin und gesprochen habe.
(Marina Schnabel) Ja, das ist ja ein schöner Impuls und leitet auch super zu meiner nächsten Frage über die Klassen, die ja sehr heterogen sind. Eben Markus Mittenzwei weiß ich, dass die Schule, dass das so heterogen war, wie auch in meiner Bildungseinrichtung. Sehr heterogene Klassen haben wir heute. Die Ausbildungsinhalte sind herausfordernd, sind anspruchsvoll, sind aber auch vielfältig. Und ich bin der Überzeugung, wir als Berufspädagoginnen spielen da eine wichtige Rolle, damit aus unseren Auszubildenden professionelle Pflegefachkräfte werden. Natürlich auch die Strukturen in der Praxis, aber wir als Lehrkräfte, wir spielen da eine wichtige Rolle. Und wir müssen nicht nur die curricular vorgegebenen Unterrichtsinhalte vermitteln und die Lernräume anregend gestalten als Berufspädagogin, sondern auch die Gruppendynamik in der Klasse im Blick behalten und gleichzeitig aber auch den einzelnen Auszubildenden sehen in seinem Lernprozess. Und wir sollen ein gutes Unterrichtsklima schaffen als Lehrkräfte. Was denkst du denn, welche Kompetenzen braucht denn der Berufspädagog:in, all diesen Anforderungen gerecht zu werden im Unterricht? Wie kann der Berufspädagog:in die Auszubildenden mitziehen und begeistern? Oder ein Berufspädagoge natürlich genauso.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Also ich glaube, das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen, neben der fachlichen Kompetenz – also die klammern wir mal aus, das, glaube ich, ist klar – brauchen wir natürlich diese methodischen Kompetenzen, mit dem Ganzen umzugehen. Ich muss immer grinsen, wenn ich von „Methodenkoffer" höre, den Lehrenden so mitbringen. Und ich glaube, „Methodenkoffer" greift da zu wenig. Ich glaube, ich bin der festen Überzeugung, dass man eine Art Schweizer Taschenmesser braucht, also ein methodisches Schweizer Taschenmesser, wo in jeder Situation entsprechend reagiert werden kann. Also egal was passiert im Unterricht, der Lehrende, der das im Griff hat oder die Lehrende, die das im Griff hat, kann einfach ihr Schweizer Taschenmesser rausholen, methodisch da drauf reagieren oder fachlich und/oder fachlich darauf reagieren, dass das Ganze eine gute Atmosphäre gibt und dass sich keine Personen abgehängt fühlen. Das hat man ja in heterogenen Klassen auch immer mal wieder, sowohl im „Ich fühle mich abgehängt, weil ich vielleicht zu schnell bin" oder „Ich fühle mich abgehängt, weil ich nicht hinterherkomme." Und das finde ich relevant. Und zum anderen finde ich relevant, dass man als Lehrender oder als Lehrende authentisch ist. Also wenn wir das Berliner Modell angucken, das sehr viel Selbstreflexion von den Lehrenden erwartet, dann glaube ich einfach, dass der Punkt, seinen eigenen Unterrichtsstil zu finden, genau das darstellt, was man sein muss. Man muss als Person in dieser Situation sein und so authentisch sein und ich glaube, dann geht das auch viel besser. Wirds wieder zweitrangig, was es für ein Thema ist, ob das jetzt jeden interessiert, warum brauche ich denn Recht, ähm, überhaupt in meiner Ausbildung? Ich will ja kein Jurist werden, sondern wenn da jemand steht, der authentisch sagt, das finde ich gut, das finde ich nicht gut, ähm, das sind die Inhalte, dann, ähm, hast du eine gute Atmosphäre.
(Marina Schnabel) Ja.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Und da, ist einfach wieder, so unfassbar wichtig, dass man, dass man das macht, was einem da Spaß macht. Und das sage ich jetzt noch mal und ich, ich habe immer das Feedback gekriegt vom, vom Markus Mitten zwei, in meinen Unterrichten: „Du machst zu viel Edutainment." Also ich mache, ich mach sehr viel drumrum, ja, und habe dann aber später bemerkt, das ist genau mein Ding. Das ist das, was meine, meine Lehre wahrscheinlich auszeichnet, dass da immer eine Spielerei dabei ist, dass da immer, irgendwas anders ist, wie man es erwartet oder wie man es gewohnt, gewohnt ist.
(Marina Schnabel) Ja, das mit der Authentizität kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich glaube auch, dass das ein Schlüsselbegriff in der Lehrerpersönlichkeit ist- -um die Lernenden, ja, um für die so eine Projektionsfläche zu bieten, wohin kann ich mich selbst auch entwickeln? Und, das ist wirklich, glaube ich, eine ganz, ein ganz wichtiger Faktor. Wenn man sich so die aktuelle Situation in den Berufsfachschulen, im Gesundheitswesen anschaut, im Gesundheitswesen insgesamt haben wir ja schon das eine Thema, die Heterogenität gehabt. Worin siehst du denn die größte Herausforderung für Lehrkräfte, die an so Berufsfachschulen Pflege, also zukünftige Pflegekräfte ausbilden oder andere Berufsfach, Fachausbildungen begleiten?
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Ich kenne ja aus eigener Erfahrung zwei, zwei verschiedene Bereiche beziehungsweise drei verschiedene Bereiche, und zwar Lehrende, in einer Berufsfachschule, Lehrende an einer Berufsschule, an Krankenhäusern und als Lehrender von einer Hochschule in einer hochschulischen Pflegeausbildung, wo ich ja auch gearbeitet habe. Und ich glaube, der größte Spagat und die größte Herausforderung ist das, was man eigentlich immer sagt, die, die Theorie Praxisgeschichte. Also als Lehrende oder als Lehrender ist man immer in diesem Spagat zwischen, ähm, diese, diesem theoretischen Überbau, den ich vermitteln soll, aber auch das, was ich weiß, was in der Praxis läuft beziehungsweise was in der Praxis nicht läuft. Ja, bei, nehmen wir mal ein Beispiel. Beispiel, keine Ahnung, Grundpflege. Beispiel Praxisanleitung, wo ich ja, wo ich ja weiß, dass manchmal Personalmangel und die ganzen Geschichten dazu führen, dass es eben keine Grundpflege von oben bis unten gemacht wird, weil keine Zeit dafür da ist. Ja, ich sehe aber trotzdem genauso Unterricht und da liegt, glaub der Knackpunkt liegt da drin, dass die Schule nicht an der Praxis vorbei unterrichtet. Ja, und das, das stelle ich als wahnsinnig zentral dar, weil wenn die Schule und das haben wir zum Beispiel am Thema Pflegeplanung oder Struktur, Strukturmodell, wir haben, wir haben so viel, so viel Dinge drin, ähm, die wir unterrichten, wo man beispielsweise vor Pflegeauszubildenden, die in den Krankenhäusern arbeiten, unterrichten. Da mache ich trotz, plötzlich Strukturmodell. Natürlich können die nichts damit anfangen, weil sie das Strukturmodell in der Akutpflege nicht kennenlernen. Deswegen wir müssen überlegen, wann wir diese, diese Inhalte setzen, damit da überhaupt eine Relevanz da ist. Und wenn wir das nicht tun, geht Schule an der Praxis vorbei.
(Marina Schnabel) Das würde ja sehr stark dafür sprechen, auch den Lehrkräften eine Möglichkeit zu bieten, auch immer wieder selbst sich Zeit zu nehmen, in die Praxis zu gehen, damit sie eben die verschiedenen Praxisorte besuchen und nicht nur die Schulende, die Lernenden begleiten, sondern für sich selber auch nochmal sehen, wie hat sich die Praxis verändert oder wie gestaltet die sich jetzt und was davon kann ich gut in meinen Unterricht einbauen oder muss ich da ansprechen, um eben zu reflektieren: „Das ist die Theorie, aber so sieht die Praxis aus und wo kann ich da Abstriche machen?" Also so ein Hospitationskonzept für die Lehrkräfte wäre ja sicher eine sinnvolle Geschichte.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Richtig. Insbesondere, dass wir unser Curriculum und da kommt jetzt das Gesetzliche natürlich dazu, dass wir unser Curriculum so offen gestalten, dass wir auch reagieren dürfen. Ja, das ist ja auch nicht immer so, dass ich reagieren darf, weil ich ja letzten Endes dann meine Zielpunkte habe. Und mein Zielpunkt in der Ausbildung ist das Examen.
(Marina Schnabel) Ja, da ist die curriculare Konstruktion, da, des schulinternen Curriculums sicher ganz arg förderlich, diese, den Lehrern diese Flexibilität und auch pädagogische Freiheit zu geben, einen Rahmen zu definieren und trotzdem Freiräume zu lassen. Also die ist sicher wichtig. Ich würde gerne noch einen kleinen Schwenk noch mal direkt zur Lehrerpersönlichkeit machen. Jetzt haben wir ja strukturelle Themen gesprochen, gerade mit dem Curriculum und mit der pädagogischen Freiheit. Lehrkräfte generell, ob im allgemeinbildenden Schulsystem oder berufsbildenden Schulsystem, sie zählen ja zu den Berufsgruppen, die am häufigsten von Burnout bedroht sind. Die arbeiten oft nicht bis zu ihrem offiziellen Renteneintritt, sondern hören früher auf, gehen in Altersteilzeit und so weiter und sind eben, was Krankheitsbilder betrifft, eine der Berufsgruppen, die am häufigsten von Burnout betroffen sind. Und mich würde interessieren, diese Selbstkompetenz die Selbstfürsorge, das Selbstmanagement für Lehrende. Welche Bedeutung mischst du dem zu und was glaubst du, was gibt's denn für-- oder welche Erfahrungen hast du mit Unterstützungsmöglichkeiten oder Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, dass eben 'ne Lehrkraft net ausbrennt? Was wäre denn da wichtig aus deiner Sicht?
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Also ich glaub das zum, zum einen dieses Teamgefüge innerhalb von den Schulen sehr wichtig ist, also die Kommunikation untereinander wie man sich unterstützen kann, aber auch so Kommunikation über unterschiedliche beispielsweise Verhaltensweisen oder Vorgehen wo ich mir vielleicht die Zähne ausbeiße, aber 'ne Kollegin oder 'n Kollege von mir, das durchaus gut hinbekommt, sich da Tipps holen sich auch dementsprechend wie soll man das sagen, na ja, lernbereit sein sich da unterstützen zu lassen. Ich glaub, das ist ganz relevant. Und zum anderen und da kommen wir wieder zum Thema, Marcus Mittenzwei und ist das mein Problem oder ist das dein Problem? Da steckt nämlich nix anderes dahinter, wie das Angebot Nutzungsmodell von Helmke, also der, der ganz klar sagt, oder wo ganz klar gesagt wird Lernen und Lehren sind unterschiedliche, unterschiedliche Aspekte. Also die Lehrkraft ist dafür zuständig, Dinge so aufzubereiten, dass sie eben, ähm, dass sie eben anfängt Dinge vorzubereiten und so aufzubereiten, dass das passt. Aber doch die Lernenden zentraler Aspekt von diesem ganzen Ding sind, und zwar in der Verarbeitung. Also denkt man konstruktivistisch, würde man sagen, ja, Lernen kann von außen nicht beeinflusst werden, das wird, das müssen die eben machen. Ja, und dadurch nehmen, nimmt man sich, also wenn man, wenn man das einigermaßen verstanden hat, dann nimmt man sich, glaub ich, einigen Druck von den Schultern. Ich habe viele Kollegen gehabt, die sich, ähm, auch dafür verantwortlich gemacht haben, dass Personen in ihren Klassen nicht gelernt haben. Und natürlich haben wir da einen Beitrag dazu zu leisten, dass das funktioniert. Aber, wir können nicht uns, uns dafür verantwortlich fühlen, wenn jemand sagt, ich habe jetzt keinen Bock. Ja, das ist so das Ding und ich glaub, wenn man, wenn man das so, so verinnerlicht hat und sieht, wo auch seine Grenzen als Lehrperson stehen, ja, dann kann man da lange gesund im Beruf bleiben.

(Marina Schnabel) Und da ist so eine Teamkultur ja auch förderlich, in der man das sagen darf. Ja, hier sind die Grenzen eben und das ist die Verantwortung, die der Auszubildende hat. Und das ist meine Verantwortung. Und dass man da an einem Strang zieht im Rahmen auch der Teamkultur, glaube ich, müsste man das auch immer mal wieder thematisieren. Genau, und dann ist das
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Richtig. Und das ist ja auch das, das Ding, was dann letzten Endes eine Ausbildung zum Erfolg führt, sind ja letzten Endes auch die Lehrenden, die Lernenden, die da ihren Teil dafür beitragen, dazu beitragen.
(Marina Schnabel) Und im Grunde ist es ja in der Pflege auch nicht anders, wenn man es jetzt weiter transferiert und sagt, dieses Lernmodell lässt sich auch auf, auf die Pflege übertragen. Wir können als Pflegende ja nur Angebote machen oder als Therapeuten, also Gesundheitsfachberuf. Aber tatsächlich brauchen wir den pflegebedürftigen Menschen auch aktiv, damit unsere Pflege wirksam ist. Also das ist ja, glaube ich, das gleiche Konzept. Ja, sehr spannend. Also, das heißt, wir als Lehrkräfte, wir spielen 'ne wichtige Rolle und trotzdem ist tatsächlich der Lernerfolg stark an das eigene Engagement der Lernenden gebunden. Und wir schaffen einen guten Rahmen und bieten auch 'ne Projektions-, aber auch 'ne Reflektionsfläche. Und wichtig ist, die eigenen Grenzen zu kennen und zu akzeptieren. Was ist denn für dich noch so abschließend am Ende jetzt unseres Gespräches? Was wäre denn für dich nochmal wichtig? Was würdest du, möchtest du gerne zu dieser Frage, was macht eine gute Lehrkraft aus, unseren Studierenden mitgeben?
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Also eine gute Lehrkraft ist ja immer individuell definiert. Für mich ist eine gute Lehrkraft eine Lehrkraft, die sich selbst nicht zu ernst nimmt, die über sich selbst lachen kann.
(Marina Schnabel) Ja.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Letzten Endes auch immer versucht, Neues mit einzubauen und anfängt mit Neuem rumzuspielen in ihren Unterrichten. Und ich glaube, das Geheimnis liegt da drin, dass man Unterricht so machen sollte, wie es einem selber Spaß macht. Und wenn es nämlich einem selbst Spaß macht, wird's authentisch. Und wenn es authentisch ist, haben sie die Lernenden im Boot.
(Marina Schnabel) Ja, das ist ein sehr schönes Schlusswort. Herzlichen Dank, Benjamin, für das anregende Gespräch und ich freue mich schon auf unser nächstes Interview.
(Prof. Dr. Benjamin Bohn) Danke schön.

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