Transkript Alumna Jennifer Liffers
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Herzlich willkommen, einer neuen Gesprächspartnerin. Frau Liffers ist heute bei uns und, es ist so schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wir nehmen auf an einem Freitagabend, wo man auch was anderes machen könnte. Insofern, äh, ist es toll, dass Sie sich die Zeit genommen haben bei super Wetter in Norddeutschland. Haben wir auch nicht so oft. Und wär klasse, wenn Sie sich einmal selber vorstellen mögen.
(Jennifer Liffers) Ja, vielen Dank für die Einladung und auch, Ihre Zeit und das Interesse. Ja, mein Name ist Jennifer Liffers. Ich wohne im Süden Hamburgs mit meinem Mann und meinem Kind. Zwei Katzen und 'n Pferd gehören tatsächlich auch noch dazu. Bin jetzt, ja, vierzig Jahre alt und frischgebackene Psychologin. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, wunderbar. Und Sie haben den Bachelor Psychologie studiert an der HFH. Und, wie ging's dann weiter?
(Jennifer Liffers) Ne, ich habe tatsächlich, Wirtschaftspsychologie an der HFH im Bachelor studiert, weil ich damals, auf einer Intensivstation als Leitung gearbeitet hab und fand den Mix aus BWL und Psychologie sehr ansprechend und passend zu der Zeit. Ja, und für mich stand schon im Bachelor fest, dass es danach direkt mit dem Master weitergehen soll, bevor irgendwie doch so 'n bisschen Leerlauf und Komfortzone, überhandnehmen. Und hab dann an einer anderen Hochschule im Master Psychologie gestartet. Genau. Und das habe ich jetzt, ja, ich glaub, diese, was ist heute? Donnerstag? Ja, Anfang der Woche kamen direkt die Abschlussunterlagen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay, also dann erst mal herzlichen Glückwunsch zum Master. Das ist toll, dass es auch noch ganz, ganz frisch ist. Ja, tolle Leistung, zumal, wie Sie schon erzählt haben, dass ja alles parallel zu Beruf und Familie läuft.
(Jennifer Liffers) Ja, ganz genau. Ich arbeite auf einer Hamburger Intensivstation, mittlerweile nur noch mit 'nem geringen Prozentanteil, weil ich mir parallel zum Studium eine Selbstständigkeit aufgebaut hab im Bereich pferdegestütztes Coaching und jetzt seit quasi zwei, drei Wochen, mit noch 'ner Sparte, nämlich ohne pferdegestützte Arbeit. Ja, und zwar hol ich gerne aus. Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit Achtsamkeit im Pflegeberuf, untersucht, erforscht und habe die Hypothese aufgestellt, ob sich niederschwellige Achtsamkeitsübungen auf das Stresserleben auswirken. Und aus diesen Erkenntnissen, Erfahrungen, Eindrücken habe ich 'n Konzept erstellt, mit ohne Pferd, was ich, ja, jetzt in die Welt bringen möchte. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay. Und wenn Sie jetzt mal so gucken, Sie haben jetzt ja das Studium absolviert, Sie haben vorher eine Ausbildung absolviert und jetzt sind Sie sozusagen angestellt und selbstständig tätig, also quasi so die Parallelität. Und könnten Sie schon sagen, wohin es, perspektivisch, gehen wird? Wo schlägt Ihr Herz für die Selbstständigkeit, oder?
(Jennifer Liffers) Ja tatsächlich ist ja, glaub ich, aus Funk und Medien bekannt, wie so die Situation im Gesundheitssystem ist. Da nehme ich mich nicht aus. Viele, viele Belastungen, Unstimmigkeiten, mit denen ich, ja, nach über zwanzig Jahren im Intensivbereich nicht mehr so ganz konform bin. Und deshalb schlägt das Herz eher Richtung Selbstständigkeit. Ich weiß gar nicht, ob es 'ne hundertprozentige Selbstständigkeit wird, aber eher im Bereich der Prävention, Gesundheitspsychologie, betriebliches Gesundheitsmanagement. Das sind so die Schlagwörter, Sparten, ja, die ich grade anvisiert hab sozusagen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay. Und wenn Sie jetzt mal auf Ihren Bachelor so zurückblicken, gab's so was, was Sie besonders begeistert hat an, an dem Studium? Wo Sie... also Sie haben sich ja irgendwie entschieden, nach der Ausbildung noch überhaupt so 'n Studium anzufangen. Gab's da was, wo Sie gesagt haben, Mensch, dass, das fand ich total spannend? Oder andersrum auch irgendwas, wo Sie gesagt haben, oh, das war wirklich mal nervig und so 'ne Durststrecke?
(Jennifer Liffers) Ja, tatsächlich bin ich ja in Anführungszeichen schon vierzig. Das heißt, ich habe erst Mitte dreißig angefangen zu studieren. Ja, aus dem Grund, weil ich mich lange nicht getraut habe. Also, ich habe damals eine mittlere Reife gemacht und dann eine Krankenschwesterkarriere, bin da auch, äh, fachweitergebildet, hab diverse Fort- und Weiterbildungen gemacht und Studieren war immer so was, ja, ich sag mal in Anführungszeichen, nur für schlaue Leute mit Abitur und ja, aus entsprechenden Familienverhältnissen vielleicht. Das war immer so mein Bild von Studierenden. Ja, und dann habe ich hier mit meinen beiden Jungs, also meinem Kind und meinem Mann, im Familienrat getagt, ähm, hatte parallel schon die Zusage zu einem Stipendium und das war dann so die Eintrittskarte, ja, nach dem Motto: Kann ja nur gut werden, ich studiere jetzt mit Mitte dreißig. Und ja, besonders cool, oder gefallen... Ja, also ausgenommen von Statistik vielleicht ist das einfach 'n, ja, 'n Studiengang, ja, oder anders als in Ausbildung, wo man vielleicht auch durch manche Pflichtfächermodule durch muss, war das Studium für mich durchaus begeisternd und bereichernd. Man beschäftigt sich im Deep Drive mit Themen, die man vielleicht auf freiwilligen Basis nicht so tief durcharbeiten würde und das meine ich jetzt durchweg positiv. Ja, was so 'n bisschen Durststrecke hat uns sicherlich, Corona da beschert, erinnre ich noch sehr gut, wo kurzfristig Prüfungen abgesagt werden mussten von Präsenz in Hybrid zu Hause vorm Laptop, parallel maximalen Stress auf der Intensivstation. Also das war schon 'ne heiße Phase, muss ich sagen, ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Aber es klingt so, als würden Sie nichts bereuen.
(Jennifer Liffers) Nein, tatsächlich nicht. Nee. Also trotz ja auch tränenreichen... also viele Emotionslagen habe ich in den letzten fünf Jahren durchlebt. Mein Kind ist groß geworden. Ich bin immer noch verheiratet. Das finde ich auch sehr positiv.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, und auch nicht selbstverständlich.
(Jennifer Liffers) Oder? Ja, genau. Viel Zeit am Schreibtisch verbracht und wie gesagt, sicherlich gab es Module, ja wo man sagt, na gut, müssen wir jetzt durch. Gehört, steht im Curriculum, aber insgesamt bereue ich keinen Tag, muss ich wirklich sagen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und hat das auch so ein bisschen Ihren Erwartungen entsprochen? Also war das Studium insgesamt auch ungefähr so, wie Sie sich das vorgestellt haben. Oder war es ganz anders?
(Jennifer Liffers) Na, ich dachte ja damals, dass nur in Anführungszeichen ganz doll schlaue Menschen studieren. Ja, vielleicht bin ich auch schlau oder es ist einfach, ja, wie soll ich sagen, ist jetzt doof ausgedrückt das Interesse, die Motivation, die Neugierde da dran. Also, ja studieren darf leicht sein. Das ist nicht nur mit Schweiß und Tränen, sondern, ja, 'ne Begeisterung für das Thema, für das Fach. Und das hat mich schon durchgetragen. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und würden Sie sagen, wenn, wenn Sie jetzt so zurückblicken, also gerade, weil Sie sagen, Sie dachten, das ist nur was für schlaue Leute. Also ich glaube, wenn man das neben allem schafft, so wie Sie das geschafft haben, dann muss man schon ziemlich schlau sein. Vor allen Dingen muss man, glaube ich, ähm, sehr organisiert sein und glaube ich auch so, ich sage ja immer, ein Studium anzufangen ist ja einfach, das kann ja jeder so, aber ich finde, ein Studium zu beenden, da trennt sich dann ja nachher so ein bisschen die, die Spreu vom Weizen.
(Jennifer Liffers) Ja, sicherlich. Also das habe ich auch so im Familien- und Freundeskreis wahrgenommen, wo viele die Augen rollen oder oh Gott, wie schaffst du das, wie machst du das? Ich sage mal im Umkehrschluss, es gibt glaube ich keinen Ort in meinem nahen Umfeld, wo ich nicht gelernt habe oder, den Laptop dabei hatte, Studienbriefe dabei hatte. Ob es auf der Pferdeweide war, im Krankenhaus, im Nachtdienst, wenn es da mal eine Stunde ruhiger war. Ja, also da habe ich in den fünf Jahren jetzt mit Master, kein Ort ausgelassen, wo irgendwie mal gelernt oder was gelesen wurde. Ja, ist schon 'ne Spur Disziplin, Durchhaltevermögen, durchaus. Angetrieben von der Neugierde und ja einfach 'n unheimlichen Stolz. Ähm, mit diesem geringen Selbstwert gestartet und irgendwie so von Modul zu Modul gehangelt. Ja, Erfolge gefeiert. Das war schon 'ne coole Zeit, ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Aber da muss ich aber energisch widersprechen. Also eine Spur Disziplin, finde ich ja nun an der Stelle völlig, völlig deplatziert. Weil wie gesagt, also wenn man das nebenbei alles hinkriegt und ich würde mal davon ausgehen, auch Ihre Familie hat ja auch berechtigte Ansprüche an Sie und Ihre Zeit. Und wenn Sie das dann auch als Familie gemeinsam so hinbekommen haben, dass sie das eben zum Abschluss bringen mit Bachelor und Master und jetzt dann auch noch 'ne Selbstständigkeit dabei ist, dann ist es glaube ich, wirklich etwas, wo man sehr, sehr stolz drauf sein darf und vielleicht auch muss. Und das sollte man nicht so abtun nach dem Motto na ja, das habe ich dann so mit einer Spur Disziplin. Also das glaube ich ist, also da, da finde ich, darf man wirklich auch mit mehr Selbstbewusstsein rangehen und sagen, das ist ja wirklich Ihr Verdienst. Sicherlich auch unterstützt durch Ihr Umfeld, aber trotzdem haben Sie das doch ganz geschafft, da dürfen Sie auch stolz drauf sein.
(Jennifer Liffers) Ja, sicherlich. Das würde ich meinen Klienten und Kunden jetzt auch sagen. Und, ja, man selbst hat da vielleicht auch so einen kleinen Monk innewohnt. Ja, durchaus bin ich stolz. Es wurde auch viel gefeiert. Erst jetzt, als die Unterlagen Anfang der Woche ankamen, hatte ich sogar noch 'ne Flasche Champagner im Keller.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Sehr schön.
(Jennifer Liffers) Ich feiere die neu gewonnene Freizeit. Also da ist auf jeden Fall, da klopfe ich mir ganz oft imaginär auf die Schultern und schmeiße meine Konfettikanone an. Ja, es sollte jetzt nicht irgendwie, wollte ich nicht runterspielen. Nein, nein.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, das ist so 'n Ding also ich höre das ganz oft, dass Leute, die das dann so durchgezogen haben, trotzdem das immer so, so relativieren. Wissen Sie, was ich meine?
(Jennifer Liffers) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Die sagen: "Ja, ja, ich habe das geschafft. Aber ach na ja, so schlimm war es ja auch gar nicht, oder? Ja, ach na ja, ein bisschen Organisation, aber ging schon." Und wo ich immer denke, nee, man müsste das eigentlich anders angehen. Und man, ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man so wie Sie sagen, Erfolge auch feiert, dann auch anerkennt, auch sich selbst gegenüber, dass das 'ne Leistung ist, die dann auch honoriert werden soll, muss vielleicht sogar.
(Jennifer Liffers) Ja, definitiv.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Nun können wir uns, glaube ich, alle vorstellen, oder die allermeisten, wie so 'n Tag auf der Intensivstation ausgesehen hat unter Coronabedingungen. Und wir kennen, glaube ich, auch, äh, oder haben 'ne Idee zumindest davon. Gibt ja auch sehr viel Reportagen, ne, wie so 'n Tag aussieht, auch so unter normalen Bedingungen, was man sich glaube ich ganz schwer vorstellen kann, wenn man jetzt nicht so direkt den Bezug dazu hat. Wie funktioniert Coaching mit Pferden?
(Jennifer Liffers) Also, ja, wie funktioniert das eigentlich? Was mache ich denn da? Es ist alles vom Boden aus. Also es wird nicht geritten. Es ist keine Pferdeerfahrung notwendig, sondern man führt das Pferd am Halfterstrick ganz banal durch einen kleinen Parcours. Also man geht über 'ne Stange, man läuft 'n Slalom, man geht über 'ne Plane. Ganz einfache, simple, ja, Aufgaben, Übungen. Und mein Job als Coach ist es da, das, ja, das Pferd als Metapher zu nutzen, um Rückschlusse, Rückschlüsse auf den Klienten zu ziehen. Bei Pferden ist das Coole, dass sie im unmittelbaren Moment sind. Die sind nicht gestern, die sind nicht morgen, sondern jetzt. Und Pferde...für die ist überlebenswichtig, einen Führungspartner in ihrer Nähe zu haben. Also entweder führen sie selbst oder der Mensch am Strick. Oh ja, und durch diese Säulen, sag ich mal, reflektieren Pferde direkt das Verhalten des Menschen. Also so ein Beispiel ist, wenn ich gestresst von der Arbeit komme, 'ne ätzende Schicht auf der Intensivstation und möchte dann noch kurz entspannt ausreiten gehen. Geht komplett in die Hose, weil mein Pferd mir da was ganz anderes widerspiegelt. Nach dem Motto: Beruhig dich erstmal, dann kannst du wiederkommen. Genau. Und wo Coaching ansetzt, das ist gleich wie mit anderen Formaten, auf den, ja, Erkenntnissen, die vielleicht so ein bisschen verstaubt verschüttet in uns liegen, holt das Pferd das hoch, Gefühle, Emotionen bekommen Namen und, ja, damit kann dann gearbeitet werden.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ich habe das selber schon mal gemacht. Also ich kenn auch tatsächlich diese, diese Parkour-Nummer und bin auch als Kind lange geritten, bin auch, also bis, bis Corona, regelmäßig, reiten gewesen mit meinen Kindern. Was würden Sie sagen, warum funktioniert das mit Pferden so viel besser als mit anderen Tieren?
(Jennifer Liffers) Hmm, da fange ich andersherum an. Ich weiß nicht, wie viel besser es mit anderen Tieren klappt. Also ich habe eine Freundin, die hat sich jetzt eine kleine Ziegenherde geholt und coacht mit denen. Ich habe schon von Schnecken-, Hühnercoaching gehört. Mein Mann war in Stuttgart, hat da ein Eselcoaching im Führungskräftebereich gemacht. Also da sind der Kreativität, keine Grenzen gesetzt. Ich habe mich für Pferde entschieden, weil ich, ja, Pferdemädchen durch und durch bin. Ich glaub, seitdem ich laufen kann, irgendwie immer in Pferdekontakt und dann ganz klassisch kleben geblieben. Und für mich ist das, ja, sind das, sind Pferde die größten Achtsamkeitstrainer. Also die halten uns im Moment das, was jetzt wichtig ist. Und wenn dann Klienten kommen mit Selbstzweifeln oder denen so ein bisschen der Mut verloren gegangen ist, die nicht klar für Grenzen in ihr Umfeld setzen können, das Zeigen Pferde, ja, direkt und unmittelbar auf und ich bin überzeugt, schneller, als wenn wir uns jetzt zusammen aufs Sofa setzen. So einfach durch diese Metapher. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Es gibt ja auch irgendwie La-Marsch und Alpa-Marsch und da gibt es ja irgendwie ganz, ganz viel. Geht das auch mit Hunden eigentlich?
(Jennifer Liffers) Ich meine ja, wobei ich möchte, da keins so nahe treten, aber Hunde sich ein Stück weit konditionieren lassen, hab ich mal gehört.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ach so, okay.
(Jennifer Liffers) Ne, also ich hebe die Hand, der Hund macht Sitz, so dass, da lässt sich n Pferd nicht von beeindrucken. Pferde sind bestechlich, muss man sagen. Also ist auch dann Leckerlieferbot in der Stunde, aber sonst sind sie weder nachtragend, noch denken sie an den nächsten Schritt. Die sind einfach in Anführungszeichen nur hier und jetzt und reagieren auf den Menschen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ist ja sehr, sehr spannend. Und gibt es auch Menschen, die, die sich sozusagen das gar nicht vorstellen können,und weil sie vielleicht auch noch nie Kontakt mit Pferden hatten oder vielleicht auch so ein bisschen Respekt haben, ob der Größe beispielsweise, die dann, ähm, dass bei ihnen so durchlaufen und dann so völlig angesteckt werden, sag ich mal, vom Pferdevirus?
(Jennifer Liffers) Ja, also tatsächlich mache ich das jetzt, oh, ich glaub vier, viereinhalb Jahre nebenberuflich und so mein Resümee ist, dass die Akzeptanz der Methode gegenüber schon sehr groß ist. Man fährt da, man führt fünf, sechshundert Kilo am Strick durch n Parcours. Das ist einfach nicht jedermanns Sache. Aber die Menschen, die zu meinen offenen Workshops kommen, die ich über die Volkshochschule anbiete, also uneingenommene Menschen, viele Nicht-Pferdemenschen, die gehen schon beflügelt mit einem Strahlen nach Hause. Manche kommen auch zum Einzelcoaching noch mal wieder. Also da… Ja, ist schon so ein bisschen Magic im Spiel. Da passiert was. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und was sind das so für klassische Themen? Können Sie uns da mal einen Einblick geben? Mit welchen Themen kommen Menschen zu Ihnen? Oder sind das dann wieder die eher ganz klassischen Coaching-Themen, die man auch bei jemanden hätte, der nicht mit Pferden arbeitet?
(Jennifer Liffers) Ja, also ich, hab da tatsächlich gerade eine Anekdote. Ich hatte letzte, vorletzte Woche eine Anfrage mit einer Klientin und da war die Liste glaube ich fünfzehn Punkte lang, mit Themen. Selbstwert, Selbstmitgefühl, Vertrauen, Mut. Also da war so alles drin, was wir natürlich jetzt in der ersten Stunde immer so ein bisschen, uns auseinander dröseln und auf den Punkt bringen können. Ich sag mal, meine klassischen Workshop-Themen, die gut gebucht werden, ist Kommunikation, Grenzen setzen. was war das andere? Kommunikation habe ich...Führung. Wie führe ich mich, wie führe ich mein Gegenüber, mein Umfeld? Und einen offenen Workshop, der auch sehr gerne genommen wird, ist das Glücksperiment. Also einfach mal zum Glücksexperimentieren vorbeikommen, die Methode auf sich wirken lassen, gucken, was da kommt. Ich habe das nicht selten, dass Kunden mit Themen kommen. Ah, Thema Selbstwert, auf jeden Fall, da müssen wir was machen und wir landen ganz woanders. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und wenn Sie das so schildern, dann ist es auch immer so, dass man quasi mit so einer mit dem Pferd quasi beginnt und auch dann mit dem endet? Oder gibt es manchmal auch so Situationen, dass man quasi mit diesem pferdegestützten Coaching beginnt und aus irgendwelchen Gründen dann auch so Einheiten ohne Tier hat?
(Jennifer Liffers) Nee, ich und bei mir biete sie, ja, nur und ausschließlich mit Pferd an. Vielleicht ist das perspektivisch noch mal was, ne klassische Coaching-Ausbildung zu machen, ähm, beziehungsweise jetzt auch mit psychologischer Expertise stehen mir da auch Türen, neue Türen offen. Aber jetzt aktuell ist es das, das Pferdepaket. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und sind das immer Erwachsene oder würde das auch oder haben sie auch Kinder und Jugendliche?
(Jennifer Liffers) Ab Grundschulalter
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Okay.
(Jennifer Liffers) ...habe ich Kinder. Also so sechs, sieben, wenn wir so ein bisschen über was sprechen, sich so ein Stück weit kindgerecht reflektieren kann, da kann man gut ansetzen. Genau.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und die sind auch wahrscheinlich viel offener als jeder Erwachsene, oder?
(Jennifer Liffers) Uneingenommener und verspielter, so ein bisschen kreativer. Das Pferd, das, das blieb da jetzt stehen. Oh ja, also die sind viel schneller so auf dem, ja, kreativen Level, wofür könnte das stehen in meinem Tag? Genau, ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Na, ich fand es immer so, so faszinierend, wenn ich so zurückdenke, ich bin mal 'ne Zeit lang 'n Pferd geritten und ich finde das immer so spannend, wenn man dieses eine Pferd mit unterschiedlichen Reitern sieht.
(Jennifer Liffers) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ich finde, das ist immer so... ich sag's mal ganz, ganz neutral, spannend, was da passiert.
(Jennifer Liffers) Ja, total. Ja, das haben wir auch in den Workshops. Wenn dann da also maximal sechs Menschen nehmen teil und ich arbeite immer mit zwei Pferden. Das heißt, die Teilnehmer haben auch die Wahl, Pferd A oder Pferd B. Und sagen wir jetzt mal, sie nehmen nur Pferd A, dann haben wir auch sechs unterschiedliche Runden tatsächlich. Also es ist total, sehr, sehr spannend und für mich natürlich 'ne großartige Arbeit, ähm, ja, da dann die richtigen Fragen zu stellen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und Sie fragen dann während des Gehens, oder?
(Jennifer Liffers) Nee, ich lass die Pferd-Mensch in ihren Parcours starten, da, ja, ausprobieren, fühlen, spüren. Ich find, das sollen die beiden unter sich machen und am Ende reflektieren wir dann den Parcours. Genau. Was ist passiert? Da stand das Pferd. Was ging dir durch den Kopf? Genau. Als Beispiel...
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und was macht das Pferd dann? Wartet das dann mit dem Menschen, oder hat das dann frei?
(Jennifer Liffers) Ja, genau. Je nachdem und je nach Thema, muss ich tatsächlich sagen. Also manchmal hat man so hop, da sind's eher irgendwie angespannt stressige Themen und das, ja, nehmen wir beim Pferd durchaus wahr, dass da Stehen grad nicht so angebracht ist. Dann lassen wir die frei, können sie ein bisschen Beine vertreten, aber oftmals, ja, bleiben sie entspannt am Strick und da ist auch noch mal spannend, was in diesem Standbild passiert. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, ja. Also, ich muss ehrlicherweise sagen, ich war jetzt vor vier Wochen, seit langer Zeit mal wieder ausreiten, am Strand. Luxus, super Wetter, mit beiden Kindern am Strand auf Sylt nach so 'ner super nervigen Fortbildung und ich habe schon lange nicht mehr zwei Stunden so genossen, den Kopf freizukriegen. Und wirklich, ich mein, es waren auch super Bedingungen. Es waren super Pferde, es war 'ne ganz tolle Strecke, es war menschenleerer Strand, super Wetter, also war... passte alles. Das war dann die Entschädigung für die zwei Tage davor und da ist es mir wieder so bewusst geworden, dass man so selten das ist, was sie so schön als im Moment sein skizziert hat. Weil in diesen zwei Stunden war alles egal, was vorher ist. Es war auch alles egal, was danach kam. Es waren diese zwei Stunden und ich fand es total spannend, weil die, die den Ausritt angeboten hat, die hatte das erst neu, die machte das noch nicht so lange. Und die erzählte, dass, ähm, das Pferd, was ich jetzt hatte, normalerweise immer total nervös wäre und immer auf dem Rückweg ganz schnell wäre. Weil natürlich kennen wir ja alle, zurück zum Stall, zurück auf die Weide. Und sie hätte dieses Pferd noch nie so entspannt erlebt. Und da dachte ich nämlich noch eigentlich, ist das genau das, was ich meinte. Also es ist halt so unterschiedlich, wie wir als Mensch dann auf so 'n Tier reagieren und wie das Tier dann wieder auf uns reagiert. Das fand ich auch wirklich 'ne ganz spannende Erfahrung an der Stelle.
(Jennifer Liffers) Ja. Krieg, krieg direkt Gänsehaut. Und tatsächlich steht ein Ritt auf Sylt auch noch auf meiner Bucket-Liste, aber gern mit eigenem Pferd. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ach, da muss man das ja extra dahin bringen.
(Jennifer Liffers) Jaaa, aber Sylt ist auch so mein Energy Point. Da fahren wir auch mindestens einmal im Jahr hin. Da würde ich auch gerne noch mal mit meinem 'ne Runde drehen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, also ich fand es einfach wunderwunderschön, weil es war, jetzt... es war nicht nur das Wetter, aber es war halt so dieses Gesamtpaket. Das habe ich schon gedacht, oh, wenn wir das jetzt nächstes Jahr wieder machen und es gießt in Ströme, dann macht man sich diese Erinnerung kaputt. Und wie gesagt, egal, geht auch im Regen. Ich bin da auch völlig schmerzfrei. Aber es war einfach sehr, sehr schön.
(Jennifer Liffers) Ja. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Gibt es Menschen, bei denen das nicht funktioniert? Wo sie sagen, also die buchen sich so 'nen Termin oder noch schlimmer, die kriegen das vielleicht geschenkt und, und kriegen dann irgendwie so 'nen Gutschein und kommen dann zu Ihnen. Auch somit so ein bisschen Vorbehalten, so, und, na, mal gucken, ob das so klappt und so. Bin jetzt vielleicht auch nicht so pferdeaffin. Meine Frau wollte das oder wer auch immer. Und dann kommen die so zu Ihnen und dann verschließt sich jemand und es funktioniert auch nicht so richtig. Gibt es das?
(Jennifer Liffers) Jaaa, also gerade Thema Gutscheine. Und meine Frau hat gesagt, ich soll hier mal herkommen. So die Klassiker. Und wo ich auch grad dran zu zurückdenken muss, ich habe im Rahmen meiner Bachelorarbeit übers pferdegestützte Coaching geschrieben, und zwar wie sich pferdegestütztes Coaching auf das Stresserleben und die Herzfrequenz auswirkt. Und da habe ich insgesamt, also wenn ich jetzt zurückdenke, schüttele ich auch den Kopf, über siebzig Menschen durchgecoacht. Und zwar gab's 'ne Übung mit Pferd und ohne Pferd, aber siebzig Menschen habe ich da involviert. Und da gab's durchaus Menschen, die gesagt haben, "Oh ja, meine Freundin hat gesagt, ich soll hier noch mit her, damit du noch Teilnehmer hast". Also ich würde auch schon sagen und das sage ich auch immer im Vorgespräch, so 'ne Grundoffenheit der Methode dem Pferd gegenüber darf und sollte man schon mitbringen. Wenn da jetzt so ganz... Meine Frau hat gesagt, das wird schwierig. Also da hab ich 'n harten Job und, ja, da fehlt einfach so das Auge dafür. Ach guck mal, da stand das Pferd, da hatten, haben die Ohren gewackelt. Manchmal sind da so ganz kleine, für uns unwichtige Dinge, die für den Klienten 'ne riesen Bedeutung haben. Und wenn man da nicht 'ne gewisse Offenheit für die Methode mitbringt, ja...schwierig. Aber ich muss auch sagen, die kommen meist gar nicht. Also in der Studie, da war es was anderes. So, die wollten mir allen gefallen. Da war ich auch mega dankbar. Und da, das war natürlich ein prägendes Beispiel. Ah, guck mal. Ja, die können dann einfach nicht so viel mitnehmen. Das muss man wirklich sagen. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und für das Pferd, also Sie haben gesagt, Sie haben 'n harten Job. Wie ist das dann für das Pferd?
(Jennifer Liffers) Ja, der fragt, du die Führung oder ich? Ach, du bist nicht da, du, dann mach ich hier. Also das...die sind klar und ist auch bei den Pferden so eine gewisse Voraussetzung, dass ich Pferde nutze, die Pferde sind. Also ich sag mal, gibt's ja hier und da doch leider noch so dolle Stallhaltung oder Pferde, die eher Sportgeräte sind statt Pferde. Da wird das schwierig. Aber wenn das... Und da achte ich sehr drauf, auch mit meinen Kooperationsstellen, wo ich die Workshops mach, dass da die Pferde Pferde sein dürfen und entsprechend authentisch wird dann auch reagiert. Dann gibt's vielleicht noch mal so Blitzmomente, wo man dann auch solche Menschen, ja, so ein bisschen abholen kann. Ähm, genau. Aber überwiegend oder so grundlegend sollte schon eine gewisse Offenheit mitgebracht werden, ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Aber es ist jetzt nicht so, dass Sie sagen... ich mein, son Pferd spürt ja eigentlich, wie ich so drauf bin als Mensch. Und wenn ich jetzt mit so einer ablehnenden Haltung komme, weil ich will das eigentlich gar nicht oder ich finde das auch irgendwie alles 'n bisschen strange. Ist jetzt nicht so, dass Sie sagen, dass so ein Pferd Ihnen dann auch schon deutlich macht, wen hast du denn da als Kunden?
(Jennifer Liffers) Nee, dann ist es eher, das erinnre ich mal, in einem Führungskräftecoaching, in Düsseldorf war ich da, da hab ich eine Kollegin unterstützt und da hatte ich uns, ich glaub, es war ... nicht übertrieben, ein zehnminütiges Standbild. Also das war auch eher so, so Typ, ah, was sollen wir hier heute bei so einem Pferdetag? Toll, Pony führen. Und da ist das Pony, also ich meine, es waren mindestens zehn Minuten nicht vom Fleck gegangen. Und da hat das Pferd ihn dann doch so ein bisschen weichgekocht, sag ich mal. Und damit konnten wir dann in, in den Reflexionsfragen schon gut mit arbeiten. Wie wird denn im Berufsalltag mit Stillstand umgegangen? Was für Emotionen kommen da vielleicht hoch? Was für Lösungsstrategien hätten eingesetzt werden können? Wurden aber nicht. Warum denn nicht? So, also da, ja, bietet uns durchaus auch Potenzial und Futter, ja, zum Nachfragen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, sehr, sehr spannend. Und es ist aber nicht so, dass Sie sagen, dahin soll's irgendwann mal zu einhundert Prozent gehen, sondern eine Angestelltentätigkeit, sag ich mal, im Gesundheitswesen, im Krankenhaus, das möchten Sie auch schon weitermachen?
(Jennifer Liffers) Nee, also das Gesundheitssystem ist und darf weniger werden. Auch, ja... na, ich muss sagen, eigentlich mache ich meinen Job auf der Intensivstation gerne, aber das Rahmenprogramm, die, ähm, Umgebungsfaktoren und ich fang bei Wertschätzung an, ganz kostenlos, die sind mir zu wenig bis nichts gegeben und deshalb habe ich-- das ist 'n Prozess, ja. So, es ist nicht heute und über Nacht über... entstanden, aber habe ich mich schon vor langer Zeit entschieden, bis zur Rente möcht ich da nicht sein und bleiben und deshalb jetzt Fokus schon Richtung Selbstständigkeit. Auch da ploppen wieder so ein paar Mongs auf. Oh wei, selbstständig, uiuiui, das wird sich entwickeln. Da versuche ich mir liebevoll Zeit zu geben und ja, das Ganze aufzubauen, ähm, und mal schauen, was das Universum da noch für mich so, ja, zu bieten hat.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Also ich bin tatsächlich seit zwanzig Jahren selbstständig als Anwältin und, ähm, also Fachanwältin für Medizinrecht, kenn also deswegen den Medizinbereich auch gut, auch die Krankenhauslandschaft in Hamburg, ohne dass ich das jetzt vertiefen wollen würde. Aber...
(Jennifer Liffers) Lange Herren…
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja. Also dieses selbst und ständig, das ist halt wirklich kein Spruch? Und ich, ich habe ganz viel Sympathien für, für Menschen, die das machen, die das lange machen, die Selbstständigkeit, aber ich kann auch jeden gut verstehen, der sagt so, ugh, da habe ich schon irgendwie 'n bisschen Respekt vor, ne? Also ich finde, die Verantwortung zu tragen, auch finanziell natürlich, perspektivisch vielleicht auch mal für Mitarbeiter, aber zu mindestens für sich und seine Familie, das ist schon grade, wenn dann so Sachen wie Corona vielleicht mal dazwischen grätschen oder sonstige Geschichten, das ist schon auch ne Hausnummer. Also das muss man einfach ganz ehrlich sagen. Und deswegen, also ich habe relativ viel auch so mit Existenzgründern im Gesundheitswesen zu tun und da ist es tatsächlich immer so, dass ich denen rein rechtlich immer sage, wenn sie die Möglichkeit hat, gehen Sie das halt langsam an. Machen Sie nicht einen Cut, sondern gerne noch so, wie Sie das jetzt auch machen, noch sone, sone Back-up-Lösung, sag ich mal. Das kann sich ja auch ausschleichen. Vielleicht kann man noch mal Stunden reduzieren, aber man, man fällt halt weich oder weicher, als man fallen würde, wenn es dann doch nicht so klappt. Und wir wissen das alle, viele Dinge haben wir ja auch nicht in der Hand? Manchmal kann man sich noch so viel Mühe geben und hat eine super Idee und der Markt, aus welchen Gründen auch immer, nimmt es nicht so an, wie man sich das vorgestellt hat und wie vielleicht auch da alle, die was davon verstehen gedacht haben, dass das funktioniert. Und andersrum habe ich auch Fälle, wo, wo alle Beteiligten gesagt haben, so, na, wenn das mal funktioniert, und jemand hat es einfach sehr clever gemacht und es funktionierte. Also auch da bleibt immer ein gewisses Restrisiko, was man nicht so richtig abschätzen kann.
(Jennifer Liffers) Ja, und tatsächlich, bin ich jetzt knapp zwanzig Jahre in der Angestelltenrolle und, ja, darf mir da Zeit und Raum geben, jetzt in eine, ja, was bin ich denn dann? Eine Selbstständige.Eine Businessfrau, eine Selbständigen-Rolle. Also ist ja auch noch mal das, das, was ich in die Welt geben möchte, ist das eine, aber für mich selbst ist es ja auch ne riesengroße Entwicklung. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, und insofern ist doch super, wenn man das so n bisschen langsam angehen kann und wenn Sie sagen, das darf dann gerne wachsen und das andere mach ich erstmal noch weiter. Das ist doch auch eine sehr vernünftige und und pragmatische Einstellung dazu...
(Jennifer Liffers) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) ...nicht alles auf eine Karte zu setzen.
(Jennifer Liffers) Nee, das könnte ich nicht. Das könnte ich nicht.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, ich glaube, es ist auch gut so, ne, dass man, dass man einfach sagt, man, man macht es sukzessive. Das ist doch irgendwie auch ein ganz pragmatischer Weg. Das ist doch, ähm, hört sich auch nach sehr wohlüberlegt alles an, würde ich sagen, so als Außenstehender.
(Jennifer Liffers) Ja, danke für das Feedback. Ja, solls auch sein. Das ist einfach so mit Pferd, Familie, Haus, also so ne gewisse Sicherheitsbasis, die brauche ich einfach. Ich bin nicht Beruf Tochter und deshalb ja, wie Sie sagen, wohlüberlegt Schritt für Schritt und mich stresst ja keiner, außer vielleicht so ein bisschen die Unzufriedenheit im, im Klinikbereich, ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Mhm. Und wenn Sie jetzt sagen, Sie haben mal mit Studierenden oder Sie hören von Studierenden, die mal so eine Durststrecke haben, das haben wir ja ganz oft, dass man einfach mal sagt, oh, das Modul nervt, der Lehrbeauftragte nervt, der Studiengang nervt, die Prüfung, das ganze Leben. Und die einfach so sagen, oh, ich weiß gar nicht, will ich das überhaupt zu Ende bringen oder lass ich's einfach hin, schmeiß alles in die Ecke und hab mehr Freizeit, mehr Urlaub, mehr Wochenende, Zeit für Familie und Freunde? Was würden Sie denen so sagen?
(Jennifer Liffers) Ja, jetzt kann ich ja klugscheißen, ich bin ja fertig. Kleinschrittig denken, also nicht, oh Gott, es sind noch fünf Module und ich stecke jetzt hier schon im Sumpf und habe Motivationstief, sondern das ja in eine Akzeptanz zu gehen, okay, dann ist es jetzt ein Motivationstief. Ich gönne mir ein, zwei Tage Pause, das muss halt jeder gucken, was im Kalender los ist, und dann geht es weiter und sich auch für kleine Erfolge feiern. Also ich zum Beispiel bin Ben und Jerry's süchtig, das ist das leckere Eis und das war immer so meine Etappenfeier. Okay, wieder die Lehrenwoche in meinem Pensum geschafft. Jetzt habe ich mit zwei Tage Pause erarbeitet, gefeiert mit einem Ben und Jerry's. Wein geht natürlich auch, das wollte ich jetzt hier nicht so hervorheben. Ja, sich zu feiern und wie wir eben auch schon sagten, was vielleicht hier und da son bisschen verloren geht bei Studierenden, auch ja einfach stolz auf sich sein, was man so neben dem Beruf, Familie, noch so rockt. Ich durfte auch viele Kommilitonen kennenlernen, die jetzt nicht frisch nach dem Abi ins Studium starten, sondern durchaus eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen, auch schon älter sind, die mitten im Leben stehen, das Rad läuft. Ähm, ja, ich glaub, da dürfen wir uns öfter-- die Erkenntnis hatte ich ja jetzt auch schon in unserem Gespräch, sich einfach mal auf die Schulter klopfen und n Ben und Jerrys essen.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja, das ist wunderbar. Also das ist, genau, also das höre ich tatsächlich ganz oft, dass genau das gesagt wird, dass man einfach häufig zu groß denkt, also dass man eben ja...also wirklich mal das nächste Modul oder die nächste Prüfung und nicht irgendwie bis zum Ende sind es noch soundso viel Klausuren, KÜs, was auch immer, sondern dass man wirklich ganz kleinteilig guckt und sagt Mensch, Ende der Woche oder Ende des Monats oder so und nicht in soundso viel Jahren muss das und das alles erledigt sein.
(Jennifer Liffers) Ja, also ich kann sagen, desto herausfordernder das Modul, ich glaub so bei vielen Studenten ist es Statistik, desto kleinschrittiger habe ich mich gefeiert. Also die ersten, die oder die, den ersten halben Studienbrief, oh, den ersten ganzen und so, also wirklich kleinschrittig sich da durchgetraut. Und dann gab es Module, da habe ich am Ende gesagt, huch, schon fertig, jetzt ist klar Zeit fürn Wein.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ist doch wunderbar.
(Jennifer Liffers) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ich frag immer zum Ende des Gesprächs noch so gerne, haben Sie so n Lebensmotto, was Sie begleitet?
(Jennifer Liffers) Ja, wenn ich jetzt heute zurückgucke, dann ist es, ja, "You can". Zwei Wörter, die habe ich mir auch aufs Handgelenk tätowieren lassen, geschrieben von meinem Kind. Ja, weil wie ich schon sagte, hätte mich vor Jahren jemand gefragt, Mensch studieren, hätte ich rigoros mit dem Kopf geschüttelt, hätte ich mir tatsächlich früher zugetraut, dass ich studieren kann. So doof das klingt, hätte ich Medizin studiert, wäre Notärztin gewesen. Der Zug ist jetzt vorbeigefahren. Umso glücklicher bin ich, dass ich den Schritt jetzt geschafft hab und deshalb, ja, einfach mal machen könnte gut werden.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Das würde ich gerne genauso unkorrigiert stehen lassen. Das ist ein, ein großartiges, ja, ein großartiges Abschlussstatement, was ich glaube, dass, ja, das auch ganz viele motivieren kann, dass man einfach diesen, diesen Schwung sozusagen, den, den Sie hier einfach so versprühen in dem Gespräch, dass man den aufgreift und sagt, ja, einfach mal machen und einfach mal sich auf den Weg machen und dann, ähm, passt das schon, dann klappt das auch.
(Jennifer Liffers) Ja, das Schlimmste ist auch, wenn wir später irgendwann sagen, hätte ich mal, dass, ja, sehe ich oft im Intensivbereich. Menschen, die schnell aus dem Leben gerissen sind, in allen Altersklassen. Ich glaub, da geht viel, hätte ich mal durch den Kopf und deshalb ja, bloß machen. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja. Also ich glaube, da sind wir als Menschen ja auch mal ganz groß in diesem ach, hätte ich mal da dann und dann das versucht oder die und die Entscheidung anders getroffen oder so, ne? Das können wir glaube ich immer gut. Und wenn man dann davor steht, dann hat man dann doch irgendwie Angst vor der Entscheidung, ne und sagt... ach nee, jetzt doch noch nicht und machen wir später, ne? Später ist ja auch immer ganz groß.
(Jennifer Liffers) Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Und irgendwann gibt's kein später, ne. Irgendwann ist es dann zu spät.
(Jennifer Liffers) Ganz genau. Ja.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Ja. Frau Liffers, ich glaube, wir könnten noch ganz, ganz lange weiterquatschen. Ich fand es war ein ganz großartiges Gespräch, hat mir ganz, ganz großen Spaß gemacht. Ich wünsche Ihnen einfach, dass Sie sich diesen, diese unglaublich positive Energie und diesen Schwung erhalten, mit dem Sie bis hierhin offensichtlich wahnsinnig erfolgreich gekommen sind. Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg für Ihre Selbstständigkeit, dass das alles so klappt, wie Sie sich das Wünschen und Vorstellen und kann mir trotzdem sehr gut vorstellen, dass Sie ein großer Verlust für das Gesundheitswesen sind. Wahrscheinlich hören Sie das auch nicht zum ersten Mal, aber, das ist so, ja, es ist so schade, ne, weil ich habe so oft mit Leuten zu tun, wo ich immer denk, och, wie schade, dass ausgerechnet der oder diejenige aufhört, weil die würde man sich da eigentlich wünschen, wenn man selber in der Situation ist, dass man dort aufschlägt.
(Jennifer Liffers) Ja, ja, lasse ich mal so stehen, ja. Sonst haben wir gleich einen zweiten Podcast.
(Prof. Dr. Birgit Schroeder) Die Frage ist, was daran so schlimm wäre, aber du bist mir... auch in Folge. Genau. Also an der Stelle ganz, ganz herzlichen Dank. Und wenn es jemanden gibt von dem unsere Hörer möchten, dass wir ihn oder sie auch mal einladen, dann einfach immer gerne Bescheid sagen. Wir freuen uns immer über spannende Gesprächspartner und dann gerne, äh, in die Kommentare schreiben oder direkt bei uns melden. Ähm, dann freuen wir uns sehr über das Feedback.