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Tanja Jordan

„Das Studium war für mich wie ein Anker.“

Pandemie, pflegebedürftige Angehörige, berufliche Hürden, finanzielle Sorgen – für Tanja Jordan war der Weg an vielen Stellen eine Herausforderung. Aber ihr Wunsch nach mehr Wissen, mehr Tiefe, mehr Struktur trieb sie an und so schaffte sie in sieben Jahren nicht nur zwei akademische Abschlüsse, sondern auch eine umfassende persönliche Transformation.

Tanja Jordan, M.Sc. Foto: privat

Tanja Jordans Bildungsgeschichte ist lang. Lang und vielschichtig, wie sie uns bereits Ende 2023 in unserem Alumni-Podcast kurz nach ihrem Bachelor in Psychologie erzählt. Sehr viel habe sie bereits in ihrem beruflichen Leben gemacht, berichtet die damals 38-jährige über ihren Werdegang, der sie schließlich auch zu uns an die HFH führt.

Vom Groß- und Außenhandel ins Gesundheitswesen

Mit 22 Jahren hat Tanja Jordan bereits ihre Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau in der Tasche, als sie ihr erstes Kind bekommt und eine fünfjährige Erziehungszeit einlegt. Schon in dieser Zeit hat Tanja Jordan den Wunsch nach mehr und beschließt, ihr Fachabitur nachzuholen. Der berufliche Wiedereinstieg führt sie 2012 in die Immobilienbranche bevor sie 2017 in die Verwaltung eines Hausnotrufs landet – ihr erster Kontakt mit dem Gesundheitsbereich.

In dieser Zeit entscheidet sich Tanja Jordan auch für ein Fernstudium: „Mir war bewusst: Wenn ich mich beruflich und persönlich weiterentwickeln will – wenn ich einen sinnerfüllten Beitrag für diese Welt leisten möchte – dann braucht es mehr. Mehr Wissen, mehr Tiefe, mehr Struktur. Es war mein großer Wunsch psychologisch zu arbeiten.“

Zuerst möchte Jordan ihren Wurzeln treu bleiben und entscheidet sich für das Bachelorstudium Wirtschaftspsychologie an der HFH. Als gelernte Kauffrau für sie erstmal eine logische Entscheidung, im Wirtschaftsbereich zu bleiben. „Ich habe dann aber festgestellt, dass ich davon eigentlich doch lieber ein bisschen weiter weg möchte, als tiefer rein, und habe mich dann entschieden, in den Studiengang Psychologie zu wechseln.“ 2020 wechselt Jordan somit ihren Studiengang – und bereut es nie.

Gefühl von Selbstwirksamkeit durch das Fernstudium

Auch die Entscheidung für ein Fernstudium an der HFH empfindet Tanja Jordan als passgenau. Als Mutter zweier Kinder, wovon eines eine Autismus-Spektrum-Störung mit einhergehendem Pflegegrad hat, ist an ein klassisches Präsenzstudium nicht zu denken. Zusätzlich erkrankt ihr damaliger Partner schwer und wird arbeitsunfähig. So ist es an Tanja Jordan, einen Großteil der Care-Arbeit sowie die Sicherung des Lebensunterhaltes zu stemmen.

„Das Fernstudium an der HFH ermöglichte mir, alles zu verbinden: Pflege, Familie, Beruf – und akademisches Wachstum. Es wurde mein Anker inmitten eines herausfordernden Alltags und es gab mir das Gefühl: Ich gestalte mein Leben – trotz aller Widrigkeiten.“

Tanja Jordan zeigt Durchhaltevermögen. Sie studiert spätabends, wenn die Kinder schlafen, lernt im Wartezimmer der Therapien ihres Sohnes, im Auto mit aufgesprochenem Lernmaterial oder in ihrer Mittagspause. Hausarbeiten schreibt sie häufig während ihrer Urlaubstage, insbesondere während der Corona-Zeit – inzwischen arbeitet sie nämlich im Gesundheitsamt und die Pandemie birgt weitere Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Bachelor und Beförderung inmitten der Pandemie

Trotz aller Herausforderungen absolviert Tanja Jordan ihren Bachelor in Psychologie mit der Note sehr gut. Sie begleitet die Pflege ihres Sohnes, organisierte den Familienalltag und unterstützt ihren damaligen Partner. Sie engagiert sich ehrenamtlich und wird beruflich mehrfach befördert. Inmitten dieser ganzen Herausforderungen und Entwicklungen verliert sie ihr Ziel jedoch nicht aus den Augen und entscheidet sich, den Master Psychologie mit Schwerpunkt Gesundheit nahtlos anzuschließen.

Denn inzwischen im Sozialdienst einer neurologischen Rehaklinik tätig, merkt Tanja Jordan, dass sie nur so erreichen kann, was sie unbedingt möchte: In der Neuropsychologie arbeiten. Schon im Masterstudium gelingt es ihr, erlernte Inhalte gewinnbringend ins Unternehmen einzubringen und so weiter beruflich aufzusteigen. Als Reha-Managerin arbeitet sie heute in einem interdisziplinären Team und begleitet Menschen mit erworbenen Hirnschäden, ein Job, der sie sehr erfüllt: „Ich darf diese Menschen psychosozial begleiten, ihnen Halt geben und mithelfen, neue Perspektiven zu eröffnen.“

Blick in die Veranstaltung zur Verleihung des Studienpreises 2025 mit sitzenden Gästen, einer Rednerin an Sprechpult und der Preisträgerin auf einem Screen an der Wand.

Auszeichnung mit dem Studienpreis

Kürzlich nun wurde Tanja Jordan mit dem Studienpreis des Bundesverbands der Fernstudienanbieter (BdF) ausgezeichnet. Dieser Preis wird jährlich an Menschen verliehen, die sich den Herausforderungen des Fernunterrichts erfolgreich gestellt haben. Ihren Preis erhielt Jordan in der Kategorie „Fernstudium & Biografie“, in der Personen ausgezeichnet werden, deren Fernstudium einen wesentlichen Einfluss auf ihr Leben nahm. Eine ganz besondere Anerkennung, wie sie findet:

„Ich habe mich beworben, weil mein Weg durch das Fernstudium ein Beispiel dafür ist, was möglich ist – auch wenn die Umstände herausfordernd sind. Er ist der Beweis, dass man alles schaffen kann, wenn man sein Ziel konsequent und liebevoll verfolgt.

Ich habe inmitten von Pflege, Pandemie und finanziellen Sorgen ein herausragendes Studium absolviert. Ich habe mich beruflich neu erfunden, mein Leben transformiert und gebe heute das weiter, was ich selbst erfahren durfte: Hoffnung, Perspektive, Menschlichkeit.

Der Studienpreis würdigt also in meinen Augen nicht nur meine persönliche Leistung, sondern macht auch sichtbar, dass Bildung nicht nur ein Privileg ist – sondern auch ein Schlüssel.

Die Auszeichnung bedeutet mir daher sehr viel. Ich repräsentiere eine Gruppe von Menschen die zielorientiert und kraftvoll ihre Ziele verfolgen und nehme den Preis stellvertretend gerne für sie alle entgegen.“

3 Fragen an Tanja Jordan

Welche Bedeutung das Fernstudium sowie die darin gemachten Erfahrungen für sie ganz persönlich haben, beschrieb Tanja Jordan dem BdF in ihrer Bewerbung folgendermaßen: „Ich habe nicht einfach nur gelernt. Ich bin gewachsen – über mich hinaus. Das Fernstudium war für mich weit mehr als ein akademischer Weg. Es war eine persönliche Transformation.“

Wir haben die Gelegenheit genutzt und Tanja Jordan noch drei weitere Fragen zu ihrem Studium und dem Studienpreisgewinn gestellt. Hier sind ihre Antworten:

Hallo Frau Jordan! Welche Erfahrungen im Fernstudium haben Sie persönlich am meisten geprägt – vielleicht sogar über den fachlichen Lerngewinn hinaus?

„Das Fernstudium hat mir gezeigt, dass Lernen nicht nur ein akademischer Prozess ist, sondern ein tief persönlicher. Ich habe erlebt, wie ich inmitten von privaten und beruflichen Umständen meine eigenen Grenzen verschieben und dennoch wachsen konnte.

Besonders geprägt hat mich die Erfahrung, dass Disziplin und Selbstorganisation zwar wichtig sind – aber dass Mut, Selbstmitgefühl und die Fähigkeit, kleine Schritte zu würdigen, noch entscheidender sind. Ich habe gelernt, dass es nie die perfekten Umstände gibt, sondern dass wir mitten im Leben unsere Chancen ergreifen können und dabei erfolgreich sein können, auch wenn nicht immer alles optimal nach Plan läuft."

Gab es Momente, in denen Sie an Ihre Grenzen gestoßen sind – und was hat Ihnen die Kraft gegeben, diese Hürden zu überwinden?

„Ja, es gab viele Momente, in denen ich an meine Grenzen gestoßen bin – sei es durch die Pflege meines Sohnes oder durch die beruflichen Anforderungen während der Pandemie. In diesen Zeiten war der Gedanke an meine Kinder eine große Kraftquelle: Ihnen vorzuleben, dass man auch in herausfordernden Situationen Wege finden und Ziele erreichen kann, war sehr inspirierend für mich.

Zudem habe ich im Studium selbst immer wieder Halt gefunden, es war wie ein Anker, der mir zeigte: Ich gestalte mein Leben aktiv und alles, was passiert, passiert für mich. Auch wenn es auf den ersten Blick negativ erscheint. Das Vertrauen darauf, dass sich jeder investierte Schritt auszahlen wird, hat mich begleitet und mir den Mut gegeben, mich stets auf das Positive an einer Situation zu fokussieren und darauf zu vertrauen, dass am Ende alles so sein soll, wie es sowieso kommen wird."

Wenn Sie heute auf Ihre Entwicklung zurückblicken: Was bedeutet dieser Studienpreis für Sie ganz persönlich, auch im Hinblick auf Ihr Selbstvertrauen und Ihr Selbstbild?

„Der Studienpreis bedeutet für mich mehr als eine Auszeichnung. Er ist ein Symbol dafür, dass sich Beharrlichkeit, Hoffnung und Hingabe lohnen – auch wenn der Weg anstrengend ist.

Für mein Selbstvertrauen ist es ein starkes Zeichen: Ich habe nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere gezeigt, dass Wandel möglich ist. Mein Selbstbild hat sich dadurch natürlich verändert. Ich sehe mich nicht nur als jemand, der unterschiedliche Rollen einnimmt, wie die der Mutter oder Mitarbeiterin, sondern als Gestalterin meines Lebens und als Mensch, der etwas weitergeben kann.

Dieser Preis ist für mich ein Spiegel: Er zeigt mir, wie weit ich gekommen bin und bestärkt mich darin, meinen Weg mit Klarheit weiterzugehen und alles umzusetzen was sich für mich richtig und wichtig anfühlt, egal wie groß die Hürde am Beginn des Unterfangens aussehen mag."

Vielen Dank, Frau Jordan! Wir wünschen Ihnen alles Gute!

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