Züleyha Saraç
Erst Studentin, heute Labor- und Werkstattleiterin: „Hier darf ich tüfteln, machen, kreativ sein!"
Züleyha Sarac ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Technik der Hochschule Heilbronn, dem Kooperationspartner der HFH im Masterstudiengang Maschinenbau. Dort promoviert sie im Bereich nachhaltiger 3D-Druckmaterialien und leitet parallel die studentische Werkstatt und Praxislabore.
Für HFH-Studierende im Master-Fernstudium gehören Laborbesuche zum Pflichtprogramm. Mit Züleyha Sarac treffen sie dort nicht nur eine engagierte wissenschaftliche Betreuerin, sondern auch eine ehemaligen Kommilitonin.

Züleyha Sarac startete ihre Berufskarriere im Fahrzeugbau, entschied sich aber dann, ihrem Bachelorabschluss noch einen Master in Maschinenbau obendrauf zu setzen. Diesen absolvierte sie berufsbegleitend im HFH-Fernstudium in Kooperation mit der Hochschule Heilbronn.
An dieser fand sie die Freiheiten, die sie in ihren Berufsstationen vermisst hatte – und wechselte noch während des Studiums an deren technischer Fakultät. Dort ist sie inzwischen Werkstattleiterin, betreut Praxislabore und trifft wiederum auf neue HFH-Studierende, die wie sie selbst früher ihre Praxisphase in Heilbronn absolvieren.
Kann studieren Mut machen? Kann studieren den Rücken stärken? Kann studieren neue Wege ebnen? Fragt man Züleyha Sarac, ist die Antwort eindeutig: Drei Mal ja! Warum, zeigt ihr Werdegang von der Konstrukteurin zur Wissenschaftlerin.
In Stuttgart, der Wiege der Automobilindustrie, beginnt Züleyha Saracs berufliche Karriere im Fahrzeugbau. Direkt nach einem Bachelorstudium der Fahrzeugtechnologie zieht es sie als frischgebackene Konstruktionsingenieurin für Sondermaschinenbau in die Schwabenmetropole. Dort arbeitet sie zunächst bei Mplan (Bosch) und wechselt dann zum Autozulieferer Mahle.
Ein Berufseinstieg wie er sein soll – der Start geschafft, die ersten Schritte erfolgreich getan und die Zukunft so klar geregelt, wie die Produktionsabläufe in den global erfolgreichen Unternehmen.
Corona, Kurzarbeit, Atempause
Dann kommt Corona. Und mit der Pandemie die Phase der Kurzarbeit. Für Züleyha Sarac bedeutet das, wie für viele andere, eine unverhoffte Atempause – eine, in der sie zurückblickt und hinterfragt. Dazu hat sie seit ihrem Bachelorabschluss 2015 und ihrem schnellen Karrierestart nun plötzlich und erstmals überhaupt Gelegenheit.
„Die Corona-Phase hat mir unerwartet Zeit zum Reflektieren gegeben. Rückblickend bin ich dankbar für diese Atempause“ sagt sie. „Ich hatte das Gefühl, dass noch ungenutztes Potenzial in mir steckt – sowohl fachlich als auch hinsichtlich meiner beruflichen Entwicklung und zukünftigen Position.“
Reflektieren, orientieren, studieren
Sie orientiert sich neu, sieht sich um und überlegt, nochmal zu studieren. „Da ich meinen Bachelor bereits abgeschlossen hatte, war ein Masterstudium der naheliegende nächste Schritt“, sagt Züleyha Sarac.
“Ein Vollzeitstudium in Präsenz kam für mich jedoch nicht infrage. Mit Mitte dreißig und einem gefestigten beruflichen Werdegang hatte ich mir eine gewisse Stabilität erarbeitet, die ich nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollte.“
Maschinenbau, Fernstudium, HFH-Kooperation
Was sie findet, überrascht sie zunächst – ein Master Maschinenbau im Fernstudium, mit allen Freiheiten, die man für berufsbegleitendes Studieren braucht. An der Hochschule Heilbronn erfährt sie von der bestehenden Kooperation mit der HFH · Hamburger Fern-Hochschule, die das ermöglicht:
Die Studierenden absolvieren im Fernstudium den theoretischen Part des Masterstudiums mithilfe von digitalen Studienbriefen und Online-Lehrveranstaltungen. Beim Praxispart wiederum kommt die HFH-Kooperation mit dem Heilbronner Institut für lebenslanges Lernen (HILL) der Hochschule Heilbronn zum Tragen, wo die Fernstudierenden die Praxislabore besuchen, und anwendungsnahe Module absolvieren.
Studentin, Absolventin, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Auch Züleyha Sarac nimmt während des Masterstudiums an der Praxisphase teil, besucht das Labor „Virtuelle Produktentwicklung – CAD/DMU“ und knüpft in diesem Zuge neue Kontakte innerhalb der Hochschule.
Dieses Networking zahlt sich schnell aus – sie findet noch während des Studiums eine ausgeschriebene Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Heilbronn, bewirbt sich erfolgreich und ergreift damit die Chance, in den Wissenschaftsbetrieb einzusteigen. Nun steht sie da, wo vor kurzem noch ihre eigenen Dozent:innen standen.
„Ich bin sehr dankbar für diese einmalige Chance, die mir den Einstieg in die angewandte Forschung ermöglicht hat“, sagt sie. "Außerdem habe ich nun die Möglichkeit, neben dem Beruf zu promovieren. Es freut mich sehr, dass ich meine Bildung weiterhin aktiv vorantreiben und dem Prinzip des lebenslangen Lernens gerecht werden kann.“
Heute leitet sie die studentische Werkstatt der Hochschule Heilbronn und betreut Praxislabore und Lehrveranstaltungen, die sie als Studentin teils noch selbst besucht hat. Eine berufliche Entwicklung, über die sie zufrieden sagt:
„Hier darf ich machen, tüfteln, kreativ sein!“
Woran Züleyha Sarac heute forscht, wie sie rückblickend ihr HFH-Fernstudium Maschinenbau bewertet und welche Tipps sie neuen Studierenden aus ihrer doppelten Perspektive als Absolventin und wissenschaftliche Mitarbeiterin geben kann, berichtet sie ausführlich im folgenden Interview:

Hallo Züleyha, als du dich entschieden hast, ein Masterstudium in Maschinenbau in Angriff zu nehmen, hattest du bereits einen Bachelor abgeschlossen und warst schon mitten im Beruf. Was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen und was hat den Ausschlag für die HFH gegeben?
Züleyha Saraç (Z.S.): In erster Linie ging es mir darum, mich persönlich und fachlich weiterzubilden. Ich arbeitete damals als Konstruktionsingenieurin im Bereich Sondermaschinenbau – ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld, das mir sehr gefiel. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass noch ungenutztes Potenzial in mir steckt – sowohl fachlich als auch hinsichtlich meiner beruflichen Entwicklung und zukünftigen Position.
Da ich meinen Bachelor bereits abgeschlossen hatte, war ein Masterstudium der naheliegende nächste Schritt. Ein Vollzeitstudium in Präsenz kam für mich jedoch nicht infrage: Mit Mitte dreißig und einem gefestigten beruflichen Werdegang hatte ich mir eine gewisse Stabilität erarbeitet, die ich nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollte.
Deshalb entschied ich mich bewusst für eine berufsbegleitende Weiterbildung – im Wissen, dass es eine große Herausforderung sein würde, Studium und Beruf in Einklang zu bringen. Darüber hinaus konnte ich mir gut vorstellen, künftig eine Führungsposition zu übernehmen.
Im Berufsalltag erlebt man viele Situationen, in denen Dinge gut oder weniger gut laufen. Mit meiner Erfahrung und meinem Abschluss möchte ich einen Beitrag dazu leisten, Prozesse und Zusammenarbeit aktiv zu verbessern – und zeigen, dass es auch anders, nämlich besser, geht.
Wie waren deine Erfahrungen mit dem Fernstudium Maschinenbau?
Z.S.: Ich war schon immer der Typ Mensch, der das Selbststudium bevorzugt. Daher fiel es mir leicht, mich auf das Konzept des Fernstudiums und „Inverted Classroom“ einzulassen.
Anfangs hatte ich allerdings Schwierigkeiten mit dem Zeitmanagement. Nach dem ersten Semester und einigen erfolgreich bestandenen Prüfungen lief es jedoch deutlich besser. Ich musste erst lernen, wie man richtig lernt – und begann, mich gezielt auf die relevanten Inhalte zu konzentrieren, die in den Skripten vermittelt wurden.
Bereits während meines Studiums begann ich, mich beruflich neu zu orientieren. Dabei entdeckte ich weitere Interessen und persönliche Stärken, insbesondere im Bereich der Forschung – ein Feld, in dem ich besonders viel Motivation und Begeisterung aufbringe.
Nach meinem Masterabschluss erhielt ich die Möglichkeit, als wissenschaftliche Mitarbeiterin am TechCampus der Hochschule Heilbronn zu arbeiten. Ich bin sehr dankbar für diese einmalige Chance, die mir den Einstieg in die angewandte Forschung ermöglicht hat.
Heute arbeite ich gemeinsam mit Prof. Dr. Sebastian Schillo an spannenden und zukunftsweisenden Forschungsprojekten im Bereich Mechatronik und Additive Fertigung. Unsere Arbeit umfasst unter anderem Technologien wie den 3D-Metalldruck, Binder Jetting, LDM- und FDM-Druck.
Darüber hinaus betreuen wir Labore und Werkstätten, in denen Studierende praktisch arbeiten. Wir begleiten sie bei ihrer Projektarbeit und führen verschiedene praxisorientierte Lehrveranstaltungen durch – beispielsweise zur additiven Fertigung mit FDM-Druckverfahren sowie zum Konstruieren mit CAD.
Als HFH-Studentin warst du Teilnehmerin in Laboren, die du als wissenschaftliche Mitarbeiterin nun selbst betreust. Wie laufen die Laborphasen für die Fernstudierenden der HFH konkret ab?
Z.S.: Im dritten Semester des HFH-Studiums sind Wahlpflichtmodule vorgesehen, in deren Rahmen ein Teilmodul sowie ein Labor ausgewählt werden müssen. Das Labor findet in Präsenz an der Hochschule Heilbronn statt und erstreckt sich über vier Tage.
Während meines eigenen Studiums habe ich das Labor „Virtuelle Produktentwicklung – CAD/DMU“ (VPE) besucht. Heute betreue ich dieses Labor mit. Unser Abschnitt wurde neu konzipiert und legt nun den Schwerpunkt auf „Rapid Prototyping“ im Kontext der additiven Fertigung.
Die Studierenden erhalten eine praxisnahe Einführung in den 3D-Druck mit der FDM-Technologie und lernen dabei den gesamten Produktentstehungsprozess kennen. Sie arbeiten mit der entsprechenden Software zur Druckvorbereitung, setzen sich mit den wichtigsten Druckparametern auseinander und wenden diese selbstständig an.
Neben der Betreuung von Praxislaboren und der Werkstattleitung arbeitest du an Forschungsprojekten mit und promovierst momentan selbst – wozu forschst du genau?
Z.S.: Im Bereich der additiven Fertigung besteht großes Forschungspotenzial – insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Drucktechnologien. Ich beschäftige mich beispielsweise mit Materialien wie Lehm und Trester, um kompostierbare Werkstoffe zu entwickeln, die sich mithilfe der Liquid-Deposition-Modeling-Technologie verarbeiten lassen.
Ziel meiner Arbeit ist es, nachhaltige Materialien so weiterzuentwickeln, dass sie auch für die Herstellung technischer Bauteile geeignet sind – mit dem übergeordneten Ziel, Ressourcen zu schonen und die Umwelt langfristig zu entlasten.
Zudem leite ich die Studentische Werkstatt. Sie bietet den Studierenden der Hochschule Heilbronn die Möglichkeit, ihre Studienprojekte und -arbeiten praktisch umzusetzen. Hier können sie mit verschiedenen Werkzeugen und Maschinen eigenständig werkeln und arbeiten.
Hast du als erfolgreiche Absolventin des HFH-Fernstudiums abschließend noch Tipps für aktive Fernstudierende? Worauf sollten sie achten?
Z.S.: Ich kann gerne berichten, wie mein Lernen im Lauf der Zeit effektiver wurde: Wie bereits zu Beginn erwähnt, hatte ich anfangs große Schwierigkeiten mit meinem Zeitmanagement. Das lag vor allem daran, dass ich versuchte, mir jedes einzelne Wort aus den Skripten einzuprägen – was sich, zumindest für mich, als unmöglich herausstellte. Besonders dann, wenn man Vollzeit arbeitet und nur abends oder am Wochenende zum Lernen kommt.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich im Bachelorstudium noch nicht wirklich wusste, wie ich mein Lernen effektiv gestalten sollte. Mit der Zeit entwickelte ich jedoch eine für mich funktionierende Strategie: Ich analysierte Altklausuren, um die relevanten Themen zu identifizieren, arbeitete die entsprechenden Übungsaufgaben durch und wandte mich erst danach gezielt den entsprechenden Abschnitten im Skript zu.
Auch wenn dieser Weg vielleicht etwas unkonventionell erscheint – für mich war er sehr hilfreich. Ich kann jedem nur empfehlen, frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen, gezielt die wesentlichen Inhalte aus den Skripten herauszufiltern, sich nicht in Details zu verlieren und die bereitgestellten Übungsaufgaben sowie Altklausuren systematisch zu bearbeiten.
Nur so lässt sich ein berufsbegleitendes Studium mit möglichst geringem Stress meistern – insbesondere in der Prüfungsphase!
Liebe Züleyha, vielen Dank für den Einblick in deinen Werdegang und die wertvollen Tipps!

Im Master-Fernstudiengang Maschinenbau besuchen HFH-Studierende während einer Praxisphase die Labore der Hochschule Heilbronn, dem Kooperationspartner der HFH. Hier ein Einblick in die "studentische Werkstatt", die HFH-Absolventin Züleyha Saraç leitet.
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