Frau Kotzur, mit 49 Jahren haben Sie vergleichsweise spät mit Ihrem HFH-Studium begonnen – was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe 1982 mein Abitur gemacht und danach zunächst ein Biologiestudium aufgenommen. Allerdings waren damals die Berufsaussichten insbesondere für weibliche Absolventen schlecht, und so habe ich dieses Studium zugunsten einer Ausbildung zur Krankenschwester aufgegeben. Mir war jedoch schnell klar, dass dies nicht das Ende meines Werdegangs sein sollte – ich wollte mich später zur „Schulschwester“ weiterbilden. Zunächst folgten aber Eheschließung und Familienplanung. Neben der Erziehung unserer vier Kinder arbeite ich in der ambulanten Alten- und Krankenpflege. Den Wunsch nach einer Weiterbildung oder Studium verlor ich dabei aber all die Jahre nicht aus den Augen. Allerdings betrachtete ich das Vorhaben zunehmend als ein Hobby, denn ich erwartete mit zunehmendem Alter eigentlich keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr.
Wie kam es zu Ihrem Entschluss, an der HFH zu studieren?
Im Mai 2012 wurde ich auf eine Info-Veranstaltung der HFH aufmerksam und nahm kurzentschlossen teil. Jutta Trieschmann, die Leiterin des Studienzentrums Kassel, beschrieb ausführlich und informativ die verschiedenen Studienfächer. Durch die Schilderung ihres eigenen späten Studienbeginns und ihrer persönlichen Karriereentwicklung ermutigte sie die Teilnehmer – insbesondere mich als älteste Anwesende – selbst diesen Weg zu beginnen. Das überzeugte mich und ich entschied mich für das Bachelorstudium Gesundheits- und Sozialmanagement.
Wie verliefen Ihre ersten Schritte im HFH-Fernstudium?
Nach meinem Entschluss ging alles recht schnell: Zum 15. Mai war Anmeldeschluss für das Sommersemester 2012 und ich schickte die Unterlagen ab. Die ersten Studienbriefe trafen bald ein und im August nahm ich – mit leichtem Herzklopfen – an der ersten Präsenzveranstaltung teil. Meine Kommilitoninnen und Kommilitonen, alle maximal um die Ende 20, dachten bei diesem ersten Zusammentreffen wohl, dass ich die Dozentin sei; rasch jedoch war ich als eine von ihnen akzeptiert. Später stellte sich heraus, dass es viele weitere „ältere Semester“ als Studierende an der HFH gab.
Wie haben Sie das Studium und die Präsenzen im Studienzentrum erlebt?
Die ersten Klausuren schrieb ich mit großer Aufregung. Für mich stand fest, dass ich, sollte ich bereits hier durchfallen, das Studium sofort beenden würde. Dazu kam es aber nicht; ich habe alle Klausuren auf Anhieb bestanden!
Der Austausch in den Präsenzen und die gemeinsame Arbeit bei komplexen Übungen waren für mich sehr wichtig. Daher kann ich nur jedem empfehlen teilzunehmen. Auch wenn ich, was selten vorkam, mit dem Vortragsstil einzelner Dozenten nicht ganz so gut zurecht kam, so konnte man in Diskussionen mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen die Studieninhalte sehr gut vertiefen.
Mit Blick auf die Hausarbeiten war es an den Präsenztagen hilfreich, die Dozenten kennenzulernen und Themen zu besprechen. So wählte ich die für mich passenden Betreuer für die Hausarbeiten und schließlich die Bachelorarbeit aus. Insbesondere der erste Gutachter für die Abschlussarbeit hatte immer ein offenes Ohr und begleitete mich geradezu mit Begeisterung, obwohl die pflegefachliche Umsetzung der Expertenstandards im Bereich der Behindertenassistenz nicht sein Fachgebiet war.