Dr. Ilka Heinze

Erfolgreiche Dissertation – zum Thema Scheitern

Dr. Ilka Heinze ist die erste Absolventin des kooperativen Promotionsprogramms von HFH und Uni Kaposvár

 

Dr. Ilka Heinze in Diskussionsrunde sitzend mit Mikro in der Hand

„Niedergehen ist nicht das Problem, liegen bleiben schon“ – was als Boxerweisheit bekannt ist, kursiert auch im unternehmerischen Milieu als geflügeltes Wort: Wer noch nie gescheitert ist, könne kein echter Unternehmer sein. So oder ähnlich werde es häufig unter Entrepreneuren kolportiert, weiß Dr. Ilka Heinze.

In Ihrer Doktorarbeit hat die selbstständige Unternehmensberaterin diese These auf den Prüfstand gestellt und den Umgang mit unternehmerischem Scheitern wissenschaftlich untersucht: Lernen Unternehmer tatsächlich aus ihrem Scheitern – und wenn ja, wovon hängt das ab und welche Schlussfolgerungen ziehen sie aus einem Misserfolg?

„Social Aspects of Entrepreneurial Failure“

Zu den Ergebnissen ihrer Dissertation mit dem Titel „Social Aspects of Entrepreneurial Failure“ haben wir Dr. Ilka Heinze befragt. Im Interview berichtet sie außerdem über ihre Erfahrungen mit dem Promotionsstudiengang Betriebswirtschaft und Management, den die HFH in Kooperation mit der Universität Kaposvár ausrichtet.

Seit Anfang 2020 ist Dr. Heinze die erste Absolventin dieses Promotionsprogramms. Es schließt mit dem akademischen Grad Doctor of Philosophy (Ph.D.) ab, der in Deutschland als Doktorgrad „Dr.“ geführt wird. Für die HFH ist sie als BWL-Dozentin im Studienzentrum Berlin sowie für das virtuelle Studienzentrum der Fernhochschule aktiv.

Frau mit Doktorhut umgeben von zwei Professoren vor Roll-up

Dr. Ilka Heinze mit Professoren der Universität Kaposvar. Dr. Heinze ist die erste Absolventin des kooperativen Promotionsprogramms Betriebswirtschaft und Management. 

Hallo Frau Dr. Heinze. Sie haben in Ihrer Dissertation den Umgang mit unternehmerischem Scheitern untersucht – warum haben Sie sich gerade mit diesem Thema beschäftigt?

Auf der einen Seite begegnet uns immer häufiger dieser Hype um die Normalität des Scheiterns, z. B. mit der oft zitierten Aussage „Du bist kein echter Unternehmer, wenn Du nicht wenigstens einmal gescheitert bist“ und um die Tatsache, dass man ja daraus lernen würde.

Wenn man dann aber nachfragt, was genau und wie gelernt wurde, herrscht häufig erst mal Schweigen. Das wollte ich nun genauer wissen – wie lernen Unternehmer aus ihrer Erfahrung des Scheiterns und was genau lernen sie?

Mit diesem Verständnis sind wir dann besser in der Lage, individuelle Wege aus der Krise aufzuzeigen und potenziellen UnternehmerInnen auch etwas die Angst vor dem Scheitern zu nehmen.

 

Wovon hängt es Ihren Untersuchungen nach ab, ob Unternehmer aus ihrem Scheitern lernen und wieder erfolgreich werden?

Ein wesentlicher Punkt ist natürlich die Fähigkeit zur Reflektion: Wie erkläre ich mir das Scheitern im Nachhinein selbst?

In der Regel tragen ja eine Vielzahl von Gründen zum Scheitern bei. Da reicht es nicht aus, die Schuld z. B. bei einem Partner oder Kunden bzw. einer negativen Entwicklung am Markt zu verorten. Andererseits ist es häufig auch falsch, das eigene Handeln als alleinige Ursache zu sehen.

Daher würde ich sagen, erfolgreich Gescheiterte sind diejenigen, die sich mit der Situation im Nachhinein gründlich auseinandersetzen und die Ursachen einzeln analysieren. Dann kann Lernen tatsächlich stattfinden.

In zukünftigen Situationen können dann diese Erfahrungen in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden. Es wird somit vermieden, immer wieder in dieselbe Falle zu geraten.

Der Punkt „soziale Aspekte“ im Titel meiner Arbeit bezieht sich darauf, dass Lernen als Veränderung verstanden werden muss. Diese Veränderung läuft immer in einem sozialen Prozess ab, und somit ist immer die Interaktion mit der Umwelt mit zu beachten.

Warum haben Sie sich entschieden, zu promovieren?

In erster Linie hat mich die wissenschaftliche Bearbeitung dieses Themas gereizt. Bereits in meiner Abschlussarbeit meines Masters of Science in Psychological Research Methods hatte ich mich mit dem Thema „Lernen aus Situationen des Scheiterns“ befasst – daraus ist der Wunsch entstanden, das weiter zu untersuchen.

Zum anderen wollte ich weitere Expertise für meine Beratungs- und Lehrtätigkeit erwerben, damit ich zielgerichteter potenzielle Unternehmer/-innen und im Unternehmenskontext die Fehlerakzeptanz in der Projektarbeit unterstützen kann. Dies ist insbesondere im agilen Management eine wesentliche Erfolgskomponente.
 

Warum fiel Ihre Entscheidung für das kooperative Promotionsprogramm mit der HFH?

Da ich bereits als Dozentin an der HFH beschäftigt bin, war ich von der Qualität und dem wissenschaftlichen Anspruch der HFH überzeugt.

Darüber hinaus war es mir wichtige meine Promotion in einem internationalen Umfeld und auf Englisch anzufertigen, da ich zuvor schon mehrere Jahre im Ausland studiert und gelebt habe.

Ein weiterer Aspekt war für mich die Möglichkeit der Vernetzung mit den Kommilitonen. Traditionell steht man als Promovend ja häufig recht allein dar. Durch die Blockwochen im Ph.D.-Programm ist das aber anders: Man hat wirklich sehr gute Möglichkeiten, im Team zu arbeiten und voneinander zu lernen, obwohl natürlich die Promotionsthemen alle sehr unterschiedlich sind.
 

Wie lief das Promotionsprogramm ab?

In den ersten zwei Jahren fand die Doctoral School an der University in Kaposvar statt. Hierzu wurden zwei- bis viermal pro Jahr Blockseminare in Ungarn abgehalten.

Die angebotenen Module waren jeweils mit einer Prüfung abzuschließen und behandelten Themen von Forschungsmethodik, Veröffentlichungsstrategien und Trends im Management bis hin zu statistischen Verfahren.

Während dieser Blockseminare fanden auch Konsultationen mit meinem Doktorvater statt, bei denen der Projektfortschritt und das weitere Vorgehen besprochen wurden. Zusätzlich habe ich auf der der jährlichen Research Conference in Kaposvar über den Stand meiner Ergebnisse berichtet.

Nach Ende des zweiten Jahres findet dann ein Complex Exam statt, damit ist die Doctoral School abgeschlossen. Das dritte und vierte Jahr steht komplett im Zeichen des eigenen Research Projekts und ich habe dann die Treffen mit meinem Doktorvater sowie die Teilnahme an internationalen Konferenzen stark selbst initiiert.

 

Wie würden Sie die Anforderungen des Promotionsprogramms bewerten?

Es handelt sich um ein anspruchsvolles Programm und einige der Module in der Doctoral School waren sehr nützlich für die Anfertigung der Arbeit bzw. Publikation von Forschungsergebnissen.

Viele der in den Blockseminaren eingesetzten Professoren haben selbst im englischsprachigen Ausland promoviert bzw. gelehrt und dadurch sind der Ablauf und die Anforderungen im Grunde genommen vergleichbar mit meinen internationalen Erfahrungen an der University of Edinburgh in Schottland sowie der Högskolan Skövde in Schweden.

 

Wie gut hat es funktioniert, die Promotion berufsbegleitend zu absolvieren?

Es war mitunter schon anstrengend, die Promotion neben meiner selbständigen Tätigkeit als Beraterin und Lehrbeauftragten durchzuführen. Mein gutes Zeitmanagement und meine Neugier haben mir hier sehr geholfen.

Es ist bei einem Promotionsstudium letztlich wie bei jedem anderen Studium auch: Man benötigt eine gute Planung und viel Durchhaltevermögen. Außerdem ist die familiäre Unterstützung eine wichtige Komponente.

In jedem Fall sollte man bei jedem berufsbegleitenden Studium auf eine gute Work-Life-Balance achten und sich nicht komplett von Arbeit und Studium vereinnahmen lassen.
 

Wo können Studierende Ihnen als Lehrbeauftragte an der HFH begegnen?

Ich bin seit 2015 als Lehrbeauftragte für die HR-Module im BWL-Master am HFH-Studienzentrum Berlin sowie für das Virtuelle Studienzentrum der HFH, das Studierende über den WebCampus erreichen, tätig.

Darüber hinaus betreue ich das Fallstudienprojekt am Studienzentrum Berlin und übernehme die Supervision von Haus- und Abschlussarbeiten mit personalspezifischen Fragestellungen.
 

Frau Dr. Heinze, vielen Dank für Ihre Antworten!

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